Musik

01.09. | Album der Woche

Albrecht Mayer • Bach Generations

Deutsche Grammophon

01.09. | Album der Woche - Albrecht Mayer • Bach Generations

Unendlicher Trost

Auf seinem neuen Album spielt der Oboist Albrecht Mayer Werke aus vier Bach-Generationen. Dabei ist und bleibt Johann Sebastian sein Favorit.

Herr Mayer, wer war denn nun der talentierteste aller Bach-Männer?

So etwas wie den talentiertesten Komponisten in der Bach-Dynastie gibt es sicher nicht. Jeder einzelne von ihnen, ob nun vor oder nach Johann Sebastian Bach, hat seine eigene Tonsprache, ja sogar seinen eigenen Stil gefunden und weiterverfolgt. Was den Einfluss auf die hörende und auch komponierende Nachwelt angeht, hat J. S. Bach sicherlich die größten Fußspuren hinterlassen. Mein Favorit ist er auf jeden Fall.

Auf Ihrem neuen Album »Bach Generations« haben Sie Werke von Johann Sebastian, Johann Christoph, Carl Philipp Emanuel sowie Johann Christoph Friedrich Bach ausgewählt. Warum diese vier?

Wie bei allen meinen Alben geht der Aufnahme eine teils langjährige Recherche zu den Komponisten und ihren Repertoires voraus. Für »Bach Generations« habe ich viele Werke unter meine musikalische Lupe genommen – auch im Hinblick auf ihre Eignung für die Oboe. Die ausgewählten Stücke kamen also aus einer riesigen Reduktion auf die für meine Zwecke geeigneten Werke der ganzen Bach-Dynastie.

Was verbindet und was unterscheidet die Bach-Generation musikalisch

Musikalisch verbindet diese drei, eigentlich vier Generationen, viel weniger als ich erwartet hatte! Wie schon erwähnt, ging jeder seinen eigenen Weg – auch die Söhne von J. S. Bach. Eigentlich hatte ich erwartet, dass gerade sie sich viel mehr an der Tonsprache ihres vermeintlichen Übervaters orientieren würden. Das ist erstaunlicherweise – oder wie ich finde erschreckenderweise – nicht der Fall.

Inwiefern verändert sich die Rolle der Oboe in den Werken im Laufe der Generationen der Bach-Familie?

Die Rolle der Oboe verändert sich im ausklingenden 18. Jahrhundert, also auch bei den Bach-Söhnen, mit dem jeweiligen Stil: der sogenannte »empfindsame« Stil bei Carl Philipp Emanuel Bach, der »Sturm und Drang«-Stil bis hin zum »klassischen« Stil bei den jüngsten Söhnen. Was die Virtuosität und die kantable Behandlung der Oboe angeht, so verändert sich sehr wenig bis circa 1770. Erst mit den reisenden Virtuosen, die Werke für sich selber schrieben, wie zum Beispiel Lebrun oder Fiala und ihre Freunde wie Mozart, änderte sich das sprunghaft.

Können Sie sich erinnern, wann Sie das erste Mal Musik von J.S. Bach hörten?

Schon im zarten Alter von acht Jahren habe ich am Flügel meines Vaters die harmonische Abfolge von J. S. Bach geliebt. Und bis heute empfinde ich dasselbe: unendlichen Trost.


Albrecht Mayer Albrecht Mayer
Bach Generations

Deutsche Grammophon, 4. August

Nach seiner erfolgreichen Mozart-Veröffentlichung widmet sich der Oboist Albrecht Mayer nun der Bach Familie, oder auch »Bach Dynastie«, wie er sie nennt – und das über vier Generationen. Er verbindet so Werke aus der Spätrenaissance, dem Barock und der Klassik und lässt anhand der Kompositionen von Johann Christoph (1642–1703), Johann Sebastian (1685–1750), Carl Philipp Emanuel (1714–1788) und Johann Christoph Friedrich (1732–1795) die stilistische Entwicklung in dieser Zeit erklingen.

Lydia Evers