Vincent Gallo

Vincent Gallo

„Die Revolution kann jede Minute beginnen.“

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04.09.2009, Venedig, Villa Foscari. „Seien Sie vorsichtig. Vincent Gallo wird fragen, was Sie von ihm wissen wollen,“ warnt die PR-Betreuerin vor dem Gespräch. Aber das ist überflüssig – der Schauspieler, Musiker, Regisseur, Fotograf und Maler mit dem Hang zum Extremen zeigt keine Abwehrhaltung, sondern aufgeschlossene Freundlichkeit. Sein Äußeres – tief in den Höhlen liegende Augen, wirre Haare, dichter Bart – erinnert an einen alttestamentarischen Prediger, und tatsächlich entspinnt Gallo wild verstrickte Gedankengänge; allerdings nicht mit orthodoxem Furor, sondern gesunder Distanziertheit. Zwischendurch bastelt er aus einer Serviette eine abstrakte Skulptur. Im Eifer des Gesprächs durchbricht er jedes Zeitlimit. Als besagte Betreuerin eintritt, um ihn zum Mittagessen zu holen, sprudelt er munter weiter. Denn selbst das Thema ‚Essen’ fördert überraschende Aspekte hervor, wie gleich zu Beginn anhand eines Tellers Beeren klar wird, der auf dem Tisch steht.

Mr. Gallo, Sie sehen so skeptisch auf die Beeren. Wollen Sie keine?

Vincent Gallo: Nein, lieber nicht. Denn ich weiß, wie wirkliche Beeren schmecken. Ich kenne zufälligerweise den Chef des Nahrungsmittelkonzerns Dole. Der hat das größte private Treibhaus auf Erden, wo die frühesten genetischen Varianten aller Früchte angebaut werden – aus 10.000 bis 100.000 Jahre alten Samen. Wenn du da eine Beere isst – das ist völlig unglaublich, überhaupt nicht zu vergleichen. Selbst auf dem Bio-Wochenmarkt bekommen Sie nur abgewandelte Varianten, nichts Ursprüngliches. Aber dort ist es sprichwörtlich wie im Garten Eden – eine so intensive Erfahrung habe ich noch nie gemacht.

Wie viel Zeit verbringen Sie in diesem Garten Eden?

Leider nicht so viel, wie ich es gerne täte. Denn das Problem ist, dass ich den Besitzer nur schwer ertragen kann. Er ist kein schlechter Mensch, aber ein überaus aggressiver Geschäftsmann so in der Art „Ich! Ich habe das geschaffen!“ Wenn ich ihn besuchen will, muss ich einen Schutzwall um mein Herz aufbauen. Normalerweise schaffe ich das ein paar mal pro Jahr.

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