
Rhiannon Giddens
„Musik half mir, meine Identität zu finden.”
Zur Person
Rhiannon Giddens wurde 1977 in North Carolina geboren. Ihre Gesangskarriere startete sie im Jugendchor in Greensboro, den ersten Einzelunterricht erhielt sie mit 16 Jahren. Am Oberlin College in Ohio studierte sie anschließend Operngesang, verfolgte diese Karriere jedoch nach dem Abschluss nicht weiter, sondern schloss sich stattdessen einer keltischen Band an. 2005 gründete sie gemeinsam mit Dom Flemons und Justin Robinson die Carolina Chocolate Drops, die 2011 und 2013 mit einem Grammy-Award ausgezeichnet wurden. 2015 erschien mit „Tomorrow Is My Turn” Giddens erstes Soloalbum. Ihre Oper »Omar« wurde dieses Jahr mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet. Die Musikerin lebt mit ihren zwei Kindern aus erster Ehe in Limerick, Irland. Sie ist mit dem italienischen Musiker Francesco Turrisi liiert, mit dem sie bereits zwei gemeinsame Alben veröffentlichte.
19. Juli 2023, London. Rhiannon Giddens hat einen vollen Terminkalender. Frisch mit dem Pulitzer Preis für ihre Oper „Omar” ausgezeichnet, veröffentlicht die Sängerin mit „You’re The One” nun ihr erstes Soloalbum. Nebenbei setzt sie verschiedene Projekte um, beispielsweise eine Videoreihe zur Geschichte des Banjos. Die Leidenschaft für ihre persönliche Mission, falsche Narrative in der Musikgeschichte aufzuklären, ist ansteckend. Obwohl nach dem morgendlichen Interviewtermin direkt die nächsten Punkte auf der To-do-Liste warten, ist ihr im Gespräch nicht der geringste Stress anzumerken. Nicht nur dank ihres gemütlichen Sweaters strahlt Giddens eine ungemeine Ruhe aus, während sie ihre Erfahrungen und Gedanken zu sensiblen Themen wie Identitätsfindung oder kultureller Aneignung schildert.
Rhiannon Giddens, wer entfachte bei Ihnen die Leidenschaft für die Musik?
Das war keine bestimmte Person, sondern meine gesamte Familie. Musik spielte bei uns eine besondere Rolle. Das klingt etwas klischeehaft, aber das Singen war täglicher Bestandteil des Familienlebens.
Wie kann man sich das vorstellen?
Wir sangen eigentlich immer und überall, wenn sich die Gelegenheit ergab, beispielsweise im Auto. Mein Vater spielt außerdem Gitarre und meine Schwester und ich begleiteten ihn dabei oft mit Gesang. Oder wir arrangierten eine Tanzchoreografie, die wir dann dem Rest der Familie vorführten. Das machte unglaublich viel Spaß!