
Ray Harryhausen
„Wir gaben der Unterhaltungskunst etwas Einzigartiges.“
Zur Person
Ray Harryhausen wurde 1920 in Los Angeles geboren. Seit 1935 drehte er Trickfilme, zuerst über prähistorische Tiere, dann Märchen und als Soldat Aufklärungsfilme. 1949 assistierte er dem King Kong-Animator Willis O’Brien; mit „Panik in New York“ verwirklichte er 1952 seinen ersten eigenen Film – der zur Vorlage der japanischen Godzilla-Streifen wurde. Harryhausens bekannteste Filme entstanden in den 60er und 70er Jahren, besonders „Sindbads Reisen“ wurden in der ganzen Welt gesehen. Seit 1963 ist er mit Diana Bruce verheiratet, Tochter Vanessa wurde 1964 geboren. 1991 erhielt der Special Effects-Experte einen Oscar für sein Lebenswerk. Harryhausen lebte bis zu seinem Tod am 07.05.2013 in London.
16.11.2004, in einer Villengegend in London. Ray Harryhausen sitzt in bequemer Hauskleidung in seinem Wohnzimmer, auf dem Kaminsims steht eine Bronzefigur, die King Kong im Kampf gegen einen Dinosaurier zeigt. Harryhausen spricht über sein Tätigkeitsfeld ohne Ironie, manchmal von Hustenanfällen unterbrochen.
Mr. Harryhausen, Sie sind einer der bedeutendsten Special Effects-Erfinder aus dem Zeitalter vor der Computeranimation. Vor allem die Figur King Kong hat Ihr Leben geprägt.
Ray Harryhausen: (lacht) Mein Leben zu beschreiben, würde sehr lange dauern. Aber es stimmt schon, ich sah „King Kong“ erstmals mit 13 Jahren und bin seitdem ein anderer Mensch, bis heute. So groß kann der Einfluss von Filmen sein! Zum Glück hat mich nicht Edward G. Robinson in „Little Caesar“ derart geprägt, sonst wäre ich vielleicht heute ein Mafia-Boss.
Erinnern Sie sich noch an Details Ihrer jugendlichen Kinobesuche?
Oh ja – ich sah „King Kong“ in Grauman’s Chinese Theatre, heute kennt man es als Mann’s Chinese. Meine Tante arbeitete für Sid Grauman, sie schenkte meiner Mutter drei Eintrittskarten für „King Kong“. Eines Nachmittags gingen wir dorthin. Kino war damals etwas Besonderes, nicht wie heute, wo sechs Filme in einem einzigen Filmtheater spielen, man sie im Fernsehen und in den Bars sieht. In den 20er und 30er Jahren war Unterhaltung noch einzigartig. Sie hatten eine wunderschöne Ausstellung im Foyer, wo unter anderem auch Handabdrücke der Stars zu bewundern waren. Sie hatten dort eine riesige King Kong-Büste in voller Größe. Sie war mechanisch animiert, wodurch sie die Lippen und Augenbrauen bewegen konnte. Dann stolzierten noch rosa Flamingos herum, es war sehr eindrucksvoll, fast wie in einer Zirkusvorstellung. Sid Grauman war bekannt für seine Schaustellerkunst. Das war im Alter von 13 sehr prägend, zumal es so etwas wie „King Kong“ vorher auf der Leinwand nicht gegeben hatte. Noch Tage später konnte ich es kaum fassen. Es ist einer der größten Fantasy-Filme, der für alle Zeiten bestehen wird.