Pierre Senizergues
„Die Skate-Kultur verändert sich ständig.“
Zur Person
Pierre André Senizergues wurde am 22.05.1963 geboren und wuchs mit fünf Geschwistern in einem Pariser Vorort auf. Mit 15 bekam er sein erstes Skateboard und begann noch als Teenager, an Wettbewerben teilzunehmen. 1985 ging er als Profiskater in die USA, wo er als erster Franzose Weltmeister wurde. In Kalifornien gründete der 1989 ein Vertriebsbüro für ‚Etnies Shoes’, die vollen Rechte an der Marke erwarb er 1996. Zeitgleich baute er seine Firma ‚Sole Technology’ auf, die heute Marken wie ‚Etnies’, ‚Emerica’, ‚és’ oder ‚32°’ betreut. ‚Etnies’- Produkte werden in 60 Ländern der Welt verkauft, der Chef persönlich hat etwa 100 Paar Schuhe im Schrank stehen.
22.08.2004, Basel. Auf dem Gelände der European Skateboard Championship muss man aufpassen, nicht über den Haufen gefahren zu werden. Im Rotkreuzraum findet sich schließlich eine ruhige Ecke für das Interview mit Pierre Senizergues, dem Ex-Weltmeister im Skateboarden und heutigen Chef von ‚Etnies Shoes’.
Herr Senizergues, Sie waren Skateboardweltmeister und besitzen heute neben ‚Etnies Shoes’ mehrere führende Marken aus dem Aktivsportbereich. Stimmt es, dass der Markenname ‚Etnies’ vom Wort „ethnic“ abstammt?
Pierre Senizergues: Richtig! Bei dieser Marke geht es um Stämme, Skateboarder nämlich, in gewissem Sinne auch Surfer. Menschen, die losziehen und ihr eigenes Ding machen. Zu Beginn wurde dieser Sport nicht in derselben Art und Weise anerkannt wie heute, er war eine Subkultur, ein mysteriöser Volksstamm, eben eine Ethnie. Mit eigenen Regeln dafür, was man tut, welche Kleidung man trägt, welche Musik man hört.
Wie beschreiben Sie die heutige Skateboardkultur – was ist von den alten Stammesvorschriften noch übrig?
Die Kultur hat sich weiter entwickelt und ist viel größer geworden. Sie war immer von dem Geist beseelt, Dinge anders zu machen. Wenn Sie sich die Skater hier auf der European Championship anschauen, fahren die sicherlich ganz verschiedene Tricks, sie wollen originell sein und nicht dasselbe machen wie die anderen. Deswegen ist diese Kultur auch der Künstlerszene so nah. Skater sind sehr kreativ, außerdem energisch und haben Unternehmergeist. Seinen Fuß auf ein Skateboard zu stellen, ist ein bisschen riskant. Man muss vermutlich öfter als in anderen Sportarten das Gleichgewicht wiederfinden, das bringt einem eine Haltung, mit der man auch im Leben besser im Gleichgewicht bleibt. Skaten kann helfen, den Begriff ‚Gleichgewicht’ psychologisch zu verstehen. Es kann auch ein Weg sein, um Anerkennung zu bekommen.