Omer Meir Wellber
„Die Philosophie hinter der Musik ist die Verständigung mit anderen.“
Zur Person
Omer Meir Wellber (geboren am 28.10.1981 in Be’er Sheva, Israel) erhielt bereits im Alter von fünf Jahren Akkordeon- und Klavierunterricht. Von 2000 bis 2008 studierte er Dirigieren und Komposition an der Jerusalem Music Academy. Im Anschluss assistierte er zwei Jahre lang Daniel Barenboim an der Berliner Staatsoper Unter den Linden sowie an der Mailänder Scala – und wurde gleich danach als Generalmusikdirektor ans Palau de les Arts Reina Sofia in Valencia berufen, ohne je das dortige Orchester dirigiert zu haben. Eine langjährige Arbeitsbeziehung verbindet ihn mit der Staatskapelle der Dresdner Semperoper, dem wohl berühmtesten Richard-Strauß-Orchester der Welt. Seit 2018 ist er dort Erster Gastdirigent. Daneben hat Wellber in Israel soziale Projekte wie „Sarab – Strings of Change“ initiiert, das in der Negev-Region Beduinen Zugang zur Musik ermöglicht.
Berlin, 12.4.2018. Der israelische Dirigent Omer Meir Wellber absolviert das Fotoshooting rund um die Philharmonie professionell, obwohl ihm sein internationales Jetset-Leben noch in den Knochen steckt. Am Abend vorher hat er in England geprobt. Beim Gespräch in der Bar seines Hotels am Potsdamer Platz allerdings ist von Müdigkeit keine Spur mehr – es wird lebendig und streitbar. Vor allem bei politisch brisanten Themen vertritt Wellber eindeutige und streitbare Standpunkte.
Herr Wellber, haben die Städte, in denen Sie als Dirigent zu Gast sind, einen unmittelbaren Einfluss auf Ihre Arbeit?
Die Stadt selbst weniger als die Menschen, mit denen ich arbeite. Die allerdings sind ja wiederum geprägt durch ihr Umfeld. Die reine Architektur kann natürlich als Atmosphäre auch eine Rolle spielen, in einer Stadt wie Paris zum Beispiel. Aktuell dirigiere ich Madame Butterfly beim Glyndebourne Festival in England. Das Opernhaus in Sussex befindet sich auf dem Land, wo ich in der Mittagspause Wiesen und Schafe sehe. Paradiesisch! Natürlich beeinflusst einen das. Wenn ich in Deutschland dirigiere, ist es in Dresden anders als in Berlin oder München. Das ist schon faszinierend.
Können Sie das genauer beschreiben?
Das ist jedes Mal wieder eine sehr persönliche Geschichte – in jeder Stadt, mit jedem Orchester. Das Schöne ist, dass sich das nie vorhersagen lässt, was sich entwickelt. Man stößt zu einem neuen Orchester und nach fünf Minuten entsteht eine gewisse Chemie untereinander. Manchmal funktioniert es besser, manchmal vielleicht nicht so gut. Klar, als Dirigent ist man daran gewöhnt, immer wieder Orchester zu übernehmen, die einem fremd sind. Und dann entwickelt sich da plötzlich eine musikalische Freundschaft, eine Nähe, die natürlich etwas Künstliches hat.