Norbert Sachser
„Wir lieben unseren Hund – und gleichzeitig das Kalbsschnitzel.“
Zur Person
Norbert Sachser (geboren am 29. August 1954 in Enger in Ostwestfalen) entdeckte früh seine Liebe für Naturwissenschaften und Tierbeobachtungen, ob heimische Hunde, Katzen und Kaninchen oder später wilde Tiere wie Nashörner und Klettermeerschweinchen. In den 70er- und 80er-Jahren folgten Studien der Biologie, Chemie, Soziologie und der Verhaltensforschung in Bielefeld. Insbesondere seine Arbeiten zu Meerschweinchen erregten öffentliches Interesse bei einem breiteren Publikum. Von 1994 bis 2020 forschte und lehrte er als Direktor des Instituts für Verhaltensbiologie an der Uni Münster. Seither ist er dort als Seniorprofessor tätig. Sein 2018 erschienenes Sachbuch „Der Mensch im Tier“ wurde zum Bestseller. Inspiration und Entspannung findet Sachser in Kunst und Musik, als Teenager spielte er selbst Gitarre, wurde Fan von Eric Clapton, dem BVB und Günter Netzer. Die Verehrung für seine damaligen Idole hält an – und spiegelt sich bis heute in einer ähnlich lässigen Frisur. Norbert Sachser ist verheiratet und lebt in Münster.
11. November 2021, Berlin. Der Tierforscher Norbert Sachser erscheint pünktlich zum Gespräch in der geräumigen Wohnküche der Interviewerin. Es gibt Tee, Kaffee und Mohnkuchen, schließlich sind gute Umweltbedingungen für alle Lebewesen unerlässlich. Der Wissenschaftler besitzt eine Schwäche für Süßes und interessiert sich generell für die schönen Dinge des Lebens. Begeistert ist er von Tieren aller Art. Das ist spürbar in jedem seiner Sätze. In einigen von ihnen blitzen zudem Sachsers Entertainer-Qualitäten auf.
Norbert Sachser, Sie erforschen das Verhalten von Tieren. In den Medien werden Sie „Meerschweinchenpapst“ genannt, mit dem Buch „Der Mensch im Tier“ gelang Ihnen ein Bestseller. Ihr neues Buch trägt den Titel „Das unterschätze Tier“ – was steckt dahinter?
Der Gedanke, dass wir eine vollkommen andere Haltung gegenüber Tieren brauchen, egal ob mit Blick auf Haustiere, Tiere in der Landwirtschaft oder Wildtiere. Viele Tiere besitzen Emotionen wie wir, und sie leben genauso in Sozialisationsprozessen. Manche können denken, einige zeigen Ansätze von einem Ich-Bewusstsein, und die meisten bilden Persönlichkeiten aus. Wir kommen also zu der Erkenntnis, dass Tiere den Menschen in vielerlei Hinsicht viel näher sind, als wir es landläufig angenommen haben.
Ihr eigenes Leben war früh durch Tiere geprägt. Haben Sie sich schon einmal in eins verliebt?
Ich hatte immer Hunde und auch Katzen. Darunter den pechschwarzen Kater Aragon, der mal ganz stolz eine tote Ratte in die Küche brachte. Eine große beidseitige Liebe gab es vor allem zwischen meiner Münsterländer-Hündin Heide und mir.