Nora Tschirner
„Ich habe mich von verurteilenden Menschen wegorganisiert.“
Zur Person
Nora Tschirner (geboren am 12. Juni 1980 in Ost-Berlin) wurde in den frühen 2000er Jahren bekannt als die einzige komplett unaufgeregte MTV-Moderatorin. Das Musikfernsehen verließ sie für die Schauspielerei. Tschirner spielte in „Soloalbum“, „Kebap Connection“ und die Hauptrollen in den Til-Schweiger-Kassenschlagern „Keinohrhasen“ und „Zweiohrküken“. In der „Sesamstraße“ gab sie 2009 einen Marienkäfer. Seit 2013 ermittelt sie an der Seite von Christian Ulmen im Weimarer Tatort. Die Tochter einer Kulturjournalistin und eines Dokumentarfilmers drehte 2013 ihren ersten Dokumentarfilm über schwangere Frauen in Äthiopien und produzierte 2017 mit „Embrace“ einen Dokumentarfilm über weibliche Körperscham. Ihr Privatleben teilt sie sich mit mindestens einem Dackel und einem Kind.
25. Juli 2019, Berlin. Nora Tschirners Humor funktioniert über das Sprechen in verschiedenen Rollen. Kaum eine Antwort gibt sie in nur einer Stimmlage, keine davon ist erwartbar. Wenn sie ihre Familie beispielsweise als Verfechter des puristischen Dokumentarfilms darstellen will, wählt sie dafür eine Stimme, die man sonst eher einem leicht angetrunkenen Gallier bei „Asterix & Obelix“ gegeben hätte. Nora Tschirner ist Ex-Moderatorin, Ex-Sängerin und -Gitarristin in einer Band und aktive Schauspielerin. Allerdings sieht sie sich ganz anders. Was ein Häuptling, eine Dokumentation über Geburtsfisteln und ein alter SUV damit zu tun haben, erzählt die Berlinerin im Interview.
Frau Tschirner, wir haben uns schon mal getroffen. Es war 2013 und wir liefen mit ihrer Band Prag durch Berlin-Pankow. Erinnern Sie sich?
Nein. (kurze Pause) Doch! Es war wahnsinnig kalt an dem Tag und ich hatte schlechte Laune.
Das mit der schlechten Laune kann ich nicht bestätigen. Sie haben mir Ihre Handschuhe gegeben, damit meine Finger beim Halten des Diktiergeräts nicht absterben. Bei Prag haben sie gesungen, Gitarre, Hackbrett und Mundharmonika gespielt. Manchmal auch Triangel. Heute gibt es die Band aber nicht mehr, oder?
Doch, doch, Prag gibt es noch. Nur ich bin nicht mehr dabei. Ich bin ausgestiegen, weil wir unterschiedliche Vorstellungen davon hatten, wie es weitergehen sollte. Ich wollte mehr in die Richtung Captain Jack, die anderen eher in Richtung Arthur Honegger. (lacht) Nein. Der gemeinsame Weg war einfach irgendwann beendet. Das ist aber auch nicht so dramatisch. Ich brauche keine Band, um meine Beine zu spüren.