Melody Gardot
„Selbstbetrug ist der größte Unsinn, den es gibt.“
Zur Person
Melody Gardot wurde am 02.02.1985 in Philadelphia in eine künstlerische Familie geboren. Schon früh widmete sie sich der Malerei und dem Pianospiel, allerdings zunächst als Hobby. Mit 19 wurde sie auf dem Fahrrad von einem Auto angefahren. Sie erlitt schlimme Verletzungen, unter anderem am Schädel, sodass sie teilweise ihr Gedächtnis sowie kognitive Fähigkeiten verlor. Im Zuge einer Musiktherapie entdeckte sie ihr Talent als Sängerin und Songwriterin. Noch im Krankenbett schrieb sie erste Songs, die sie kurz darauf als „Some Lessons – The Bedroom Sessions“ veröffentlichte. Die Musikbranche wurde auf die Jazz-Sängerin aufmerksam, mit ihrem zweiten Album „My One And Only Thrill“, mit dem sie sich souverän zwischen Sängerinnen wie Norah Jones, Diana Krall und Madeleine Peroux platziert, gelang 2009 der internationale Durchbruch. 2012 erschien ein weiteres Album, „The Absence“ war noch erfolgreicher als der Vorgänger. Noch immer leidet sie unter den Spätfolgen des Unfalls: Sie benutzt einen Gehstock, hat Störungen des zentralen Nervensystems und verfügt über eine Hypersensibilität bei Helligkeit und Lautstärke. Melody Gardot lebt weiterhin in Philadelphia.
02.03.2009, Hamburg. Mit Stilettos und einem Gehstock steigt Melody Gardot aus dem Hotelaufzug und erzeugt eine glamouröse Aura. Der Shooting-Star des Pop-Jazz startete ihre musikalische Karriere erst nach einem folgenschweren Autounfall und zählt mittlerweile zu den profiliertesten Sängerinnen des leichten Jazz. Gelegentlich fischt sie aus ihrer riesigen Handtasche eine Medikamentendose in Vorratsgröße und schluckt eine Pille.
Miss Gardot, sind Sie mehr der Schicksals- oder der Zufalls-Typ?
Melody Gardot: Zufall sicher nicht. Aber auch nicht Schicksal, sondern Karma. Ich glaube, dass uns das Leben widerfährt, das für uns vorgesehen ist – und insofern ist mein gesamtes Handeln und Denken bestimmt von meinem Karma.
Wo genau liegt denn der Unterschied zwischen Schicksal und Karma?
Karma ist etwas, auf das ich einen Einfluss ausüben kann. Bin ich gut zu meinem Karma, wird es mir dabei helfen, mich als guten Menschen auf dieser Welt zu verorten. Schicksal dagegen ist, so wie ich das verstehe, etwas, das mir vorgegeben und unveränderbar ist.