Johnny Marr
„Das Leben ist Suche. Vergiss das mit dem Ankommen.“
Zur Person
Johnny Marr kam als John Maher am 31.10.1963 in Manchester zur Welt. Nach ersten Bandversuchen gründete er 1982 mit dem Sänger Morrissey die Band The Smiths. Nach fünf Jahren und vier Studioalben, die weltweit ein atemberaubender Erfolg wurden, stieg er aufgrund persönlicher Differenzen mit Morrissey aus der Band aus, was zugleich ihr Ende bedeutete. Danach folgten Jahre als Studio- und Session-Gitarrist an der Seite von Künstlern wie Talking Heads, The Pretenders und The The. Außerdem veröffentlichte er mit dem ehemaligen New Order-Sänger Bernard Sumner drei gemeinsame Alben unter dem namen Electronic. Seit dem Jahrtausendwechsel dockte er immer wieder als festes Teilzeit-Mitglied bei Bands wie The Cribs und Modest Mouse an und veröffentlichte mit ihnen Alben. Erst danach begann er, sich als Solomusiker zu verstehen und griff im Alter von Mitte 40 auch erstmals selber zum Mikro. In dieser neuen Rolle veröffentlichte er bislang zwei Alben, das jüngste, „Playland“, ist unlängst erschienen und wurde ein großer Charthit in England. Johnny Marr lebt in Manchester.
16.09.2014, Berlin. Dass Johnny Marr, der britische Gitarrist, der mit The Smiths früh zur lebenden Legende wurde, heute einen atemberaubenden Interview-Marathon absolviert, merkt man nicht. Stattdessen äußert er glaubwürdig und herzlich sein Erinnern an das letzte persönliche Interview, obwohl jenes über zehn Jahre zurückliegt – danach sprach man nur noch am Telefon. Ähnlich aufgeweckt und gänzlich uneitel zeigt sich der 50-Jährige im anschließenden Gespräch; der ursprüngliche Plan, mit ihm gedanklich durch eine weit verzweigte Karriere zu surfen, wird spontan aufgegeben, nachdem jede Antwort gleich die nächsten Fragen provoziert. Und schon knistert es: Beide sind gespannt, was als nächstes kommt.
Johnny, auch wenn Ihre neue Platte „Playland“ in ihrer beschwingten, überraschend rotzigen Rockigkeit durchaus zu diskutieren wäre, werde ich keine Frage dazu stellen.
Johnny Marr: Was immer Sie wollen. Zumal: Sie haben alles aufgezählt, was man zu der Platte wissen muss und was mir wichtig war. Beschwingt, überraschend, rotzig, rockig: Alles gesagt. Danke, bitte weiter. (überlegt) Wissen Sie was? Ich würde gern alle Interviews des Tages noch mal führen, einleitend Ihre vier Worte verwenden und darauf hinweisen, dass ich jetzt gern über etwas anderes sprechen möchte.
Eines hätte ich noch: weltumarmend.
Ach, schön. Ja, auch das trifft es: Schon immer habe ich meine Inspiration nicht aus kontemplativer Innenbetrachtung gezogen, sondern aus der Welt, all den Dingen, die mir so begegnen, Städten, Menschen, Momenten. Und tatsächlich war der Plan, ebendieser Welt mit der Platte etwas zurück zu geben. Sie sollte nach all den Dingen klingen, die mich dahin gebracht haben, wo ich als Künstler jetzt stehe.