Jodie Foster
„Ich habe immer Verantwortung getragen“
Zur Person
Jodie Foster wurde 1962 als Alicia Green Foster in Los Angeles geboren. Sie begann ihre Karriere im Alter von drei Jahren als Kindermodel und drehte 1967 ihre ersten TV-Projekte. Ihren großen Durchbruch feierte sie 1976 in der Rolle einer Kinderprostituierten in Martin Scorseses „Taxi Driver“. Nach einer erfolgreichen Karriere als Jugenddarstellerin absolvierte sie ein Studium in Yale, das sie mit „magna cum laude“ abschloss. Für „Angeklagt“ und „Das Schweigen der Lämmer“ erhielt sie jeweils einen Oscar als beste Hauptdarstellerin. Ihr Debüt als Regisseurin gab sie 1991 mit „Das Wunderkind Tate“. In den letzten sechs Jahren inszenierte sie einige Folgen von „House of Cards“ und „Orange Is The New Black“. Foster hat zwei Söhne. Sie ist seit 2014 mit der Schauspielerin und Fotografin Alexandra Hedison verheiratet und lebt mit ihrer Familie in Los Angeles.
04.03.2016, Los Angeles. „Mein Film ist noch gar nicht fertig“, sagt Jodie Foster, „eigentlich sitze ich gerade noch im Schneideraum.“ Der Regisseurin und Schauspielerin scheint es gar nicht recht, dass sie jetzt schon Interviews zu ihrer brandneuen Produktion „Money Monster“ geben soll, einem brisanten Thriller zum Thema Finanzmarkt, Gier und der Verzweiflung jener, die alles verlieren. Die zweifache Oscargewinnerin weiß natürlich, dass Interviews mitten im Schaffensprozess zum Spiel der Branche gehören. Offen und klar gibt sie Auskunft, wirkt dabei aber stets kontrolliert.
Frau Foster, Ihr neuer Film handelt von einem insolventen Anleger, der einen Finanzguru als Geisel nimmt. Wollten Sie sich als Kapitalismuskritikerin outen?
Nein, absolut nicht. Ich bin nicht gegen den Kapitalismus oder die Finanzbranche. Sie entstanden nicht nur, um mehr Jobs zu schaffen, sondern um die Lebensqualität an sich zu verbessern. Indem Leute Fremdkapital aufnehmen, können sie sich Dinge leisten, für die sie ein Leben lang arbeiten müssten. Ein Kind auf die Universität schicken beispielsweise, oder ein Haus bauen. Das Konzept als solches ist also wunderbar. Die Frage lautet: Welche Auswüchse gibt es? Mein Film nutzt diese Branche allerdings nur als Hintergrund für die viel grundsätzlichere Frage: Wie definieren wir unseren Wert? Brauchen wir dafür Geld?
Wie definieren Sie denn Ihren Wert? Mit Ihren beiden Oscars?
Mit denen garantiert nicht. Ich definiere mich nicht über Leistungen, für die es einen „greifbaren“ Nachweis gibt. Entscheidend sind für mich Begegnungen und Erlebnisse im zwischenmenschlichen Zusammensein. Momente mit meinen Kindern zum Beispiel. Deswegen dreht sich jeder meiner Filme um Beziehungen. Mich interessiert die Dynamik, die zwischen Individuen entsteht, vor allem in Familien. Wenn ich eine Geschichte über Marsianer erzählen würde, würde sie von einer marsianischen Familie handeln. Ich weiß nicht genau, warum das so ist. Vielleicht liegt es daran, dass ich diese Verbundenheit mit anderen Menschen in meinen jungen Jahren nicht so gespürt habe. Ich bin mit einem Gefühl der Einsamkeit groß geworden.