Jodie Foster

Jodie Foster

„Ich habe immer Verantwortung getragen“

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04.03.2016, Los Angeles. „Mein Film ist noch gar nicht fertig“, sagt Jodie Foster, „eigentlich sitze ich gerade noch im Schneideraum.“ Der Regisseurin und Schauspielerin scheint es gar nicht recht, dass sie jetzt schon Interviews zu ihrer brandneuen Produktion „Money Monster“ geben soll, einem brisanten Thriller zum Thema Finanzmarkt, Gier und der Verzweiflung jener, die alles verlieren. Die zweifache Oscargewinnerin weiß natürlich, dass Interviews mitten im Schaffensprozess zum Spiel der Branche gehören. Offen und klar gibt sie Auskunft, wirkt dabei aber stets kontrolliert.

Frau Foster, Ihr neuer Film handelt von einem insolventen Anleger, der einen Finanzguru als Geisel nimmt. Wollten Sie sich als Kapitalismuskritikerin outen?

Nein, absolut nicht. Ich bin nicht gegen den Kapitalismus oder die Finanzbranche. Sie entstanden nicht nur, um mehr Jobs zu schaffen, sondern um die Lebensqualität an sich zu verbessern. Indem Leute Fremdkapital aufnehmen, können sie sich Dinge leisten, für die sie ein Leben lang arbeiten müssten. Ein Kind auf die Universität schicken beispielsweise, oder ein Haus bauen. Das Konzept als solches ist also wunderbar. Die Frage lautet: Welche Auswüchse gibt es? Mein Film nutzt diese Branche allerdings nur als Hintergrund für die viel grundsätzlichere Frage: Wie definieren wir unseren Wert? Brauchen wir dafür Geld?

Wie definieren Sie denn Ihren Wert? Mit Ihren beiden Oscars?

Mit denen garantiert nicht. Ich definiere mich nicht über Leistungen, für die es einen „greifbaren“ Nachweis gibt. Entscheidend sind für mich Begegnungen und Erlebnisse im zwischenmenschlichen Zusammensein. Momente mit meinen Kindern zum Beispiel. Deswegen dreht sich jeder meiner Filme um Beziehungen. Mich interessiert die Dynamik, die zwischen Individuen entsteht, vor allem in Familien. Wenn ich eine Geschichte über Marsianer erzählen würde, würde sie von einer marsianischen Familie handeln. Ich weiß nicht genau, warum das so ist. Vielleicht liegt es daran, dass ich diese Verbundenheit mit anderen Menschen in meinen jungen Jahren nicht so gespürt habe. Ich bin mit einem Gefühl der Einsamkeit groß geworden.

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