Jan Delay
„Das Allerwichtigste ist ein positiver Vibe.“
Zur Person
Jan Delay (geboren 1976 in Hamburg als Jan Philipp Eißfeldt) hat als Musiker einen Marsch durch die Genres hinter sich: Mit seiner Band Beginner (früher: Absolute Beginner) prägte er in den frühen 90er-Jahren die Deutschrap-Szene, das stilprägende Album „Bambule“ erlöste den deutschsprachigen HipHop 1998 vom Dasein in der Jugendzentrum-Nische. Danach spielte er als Solokünstler Reggae und Dance-Hall, entwickelte ab 2006 auf zwei weiteren Alben seinen heute typischen Sound zwischen Funk, HipHop und nasaler Jan-Delay-Stimme. Die Mischung machte ihn zu einem der wenigen deutschen Musiker, auf die sich Ende der 00er-Jahre sowohl das Pro-Sieben-Publikum als auch Indie-Fans einigen konnten. 2014 probierte sich Jan Delay mit „Hammer & Michel“ auch an Gitarrenrock. Er lebt mit seiner Familie in Hamburg.
Berlin. Die Sonnenbrille behält Jan Delay so gut wie immer auf. Auch in Innenräumen, auch jetzt. Halb aus Style-Gründen, halb als Schutzschild zwischen ihm und der Welt. Das Interview findet in einem Berliner Hotel statt. Zwischen den Sesseln mit den hohen Lehnen liegen zwei Meter Abstand, die er mit seinem Hamburger Zungenschlag überbrückt. Als Interviewpartner muss Jan Delay erst mal ein bisschen angetaut werden: Zu Beginn gibt er sich betont routiniert, auch etwas skeptisch, nach und nach wird er redseliger, besonders als es um die größten deutschen Entertainer geht.
Jan Delay, Ihr neues Album heißt „Earth, Wind & Feiern“. Was gibt es denn gerade zu feiern?
Mir war es von Anfang an wichtig, dass Lebensfreude in der Musik steckt. So wie ich es im Intro formuliere: „Es sind finstere Zeiten, aber es muss gar nicht sein.“ Ich denke, die Zeiten waren auch schon vor Corona finster. Es gab schon vorher sehr viel Scheiße, die mich geärgert und mir Angst bereitet hat. Zu diesen Dingen wollte ich in den Songs etwas sagen, ohne dabei eine Antiplatte aufzunehmen, auf der man die ganze Zeit zu hören bekommt: Dieses ist scheiße, jenes ist scheiße und hier noch ein Mittelfinger, denn ihr seid doof und auch blöd. Egal wie ernst die Themen sind, mit denen man sich beschäftigt: Das Allerwichtigste ist ein positiver Vibe. Es gibt genügend Sachen, die die Menschen runterziehen, da muss das in der Musik nicht auch noch sein. Ich will Musik machen, die den Leuten Energie und Motivation gibt.
Oder vielleicht auch erst mal nur, um den Scheiß auszuhalten?
Ja. Gerade in Zeiten, die so viele Ängste schüren und in denen viel zu viele Leute aus diesen Ängsten auch noch Geschäfte machen, will ich mich nicht in die erste Reihe stellen und das mit einer wütenden Textzeile noch weiter befeuern. Ausklammern will ich diese Themen aber auch nicht, weil sie mich beschäftigen und betreffen. Das Album ist also eine Art Spagat.