
Felix Neureuther
„Es gibt keinen ruhigeren und erhabeneren Ort.“
Zur Person
Felix Neureuther (geboren am 26.3.1984 in München) wurde als Sohn der deutschen Skilegenden Rosi Mittermaier und Christian Neureuther selbst zum erfolgreichsten Skirennläufer der Nation. Der Spezialist für Slalom und Riesenslalom gewann fünf Medaillen bei Weltmeisterschaften und erlangte 13 Weltcupsiege in Einzelrennen. Immer wieder plagten ihn jedoch schwere Verletzungen, weshalb er seine aktive Karriere im März 2019 beendete. Seither arbeitet der dreifache Familienvater als TV-Experte, schreibt (Kinder-)Bücher oder diskutiert im BR-Podcast „Pizza & Pommes“ aktuelle Themen aus Sport und Gesellschaft. Mit seiner 2020 gegründeten Stiftung setzt er sich für ausreichend Bewegung zur Förderung der Gesundheit von Kindern ein. Mit seiner Ehefrau und drei Kindern lebt Felix Neureuther in Garmisch-Partenkirchen.
4. Oktober 2023, München. Obwohl der Herbst längst begonnen hat, strahlt die Sonne in der bayerischen Landeshauptstadt warm-sommerlich am wolkenlosen Himmel. Felix Neureuther, einst Deutschlands erfolgreichster Skirennläufer, wird gleich sein neues Buch präsentieren, in dem er sich mit der Tradition und Zukunft der Alpen befasst, auf die sich heute von der Dachterrasse des Gebäudes aus ein klarer Blick ergibt. Der ehemalige Skiprofi möchte sofort geduzt werden. Der Presserummel, der Smalltalk, das Gezerre – man begreift, warum es ihn immer wieder auf die abgeschiedenen Berggipfel zieht. Im Gespräch präsentiert er sich zugewandt und routiniert. Das Skifahren, »sein« Wintersport, der allein in Deutschland elf Millionen Anhänger hat, liegt ihm nach wie vor am Herzen, auch wenn er sich im neuen Buch wie auch in unserem Interview nachdenklich zeigt und vor den Folgen von Übertourismus warnt. Neureuther hat jedoch auch Ideen, wie der Strukturwandel gelingen und das Skifahren trotz Klimawandel weiterhin möglich sein kann
Felix Neureuther, bald startet die Skisaison. Kann man diesen Sport heute noch guten Gewissens ausüben?
Aber ja. Die Frage ist nur: Wie und wo? Man sollte nicht nur nach dem größten und schönsten Skigebiet suchen, sondern auch darauf achten, was in Sachen Nachhaltigkeit und CO2-Ausstoß unternommen wird. Angefangen damit, wie man dort die Energie für die Betreibung des Skigebiets gewinnt, wie man den Schnee produziert und welche Priorität das Thema Nachhaltigkeit im gesamten Gebiet hat. Dazu zählt in meinen Augen auch, wie sehr in den Hütten auf Regionalität geachtet wird. Ich muss bei einem Einkehrschwung nicht unbedingt Austern schlürfen. Das braucht kein Mensch. Kaprun, das Kaunertal oder das Pitztal machen in dieser Hinsicht schon sehr viel richtig.
Diese Gebiete liegen alle außerhalb Deutschlands. Wie sieht es hierzulande aus, zum Beispiel in Garmisch-Partenkirchen, wo Sie leben?
Wir gehen hier Gott sei Dank sehr vorsichtig mit unserer Natur um und versuchen nicht, den letzten Pistenkilometer aus dem Gebiet herauszuholen. Es ist nicht ausschließlich auf den Skitourismus ausgelegt, sondern auch auf eine intakte Natur. Da mag die Erschließung der Zugspitze dagegen sprechen, aber dort wollen wir beispielsweise keine Kunstschneeanlagen installieren und starten den Skibetrieb erst, wenn es der Naturschnee zulässt. Es reicht, wenn wir die Saison erst Mitte Dezember im Tal und dann schon auf maschinell erzeugtem Schnee beginnen. Weihnachten sollte Skifahren auf jeden Fall möglich sein.