Daniil Trifonov

Daniil Trifonov

„Die Funktion von Kunst muss nicht kommentierend sein.“

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09. September, New York. Es klingelt einige Male, bevor Daniil Trifonov das Gespräch entgegennimmt: „Ach, das Interview ist jetzt schon? Ich dachte 15 Uhr meiner Zeit.“ Die spontane Vorverlegung um sechs Stunden stellt für den in Russland geborenen Star-Pianisten aber kein Problem dar. Selbst von dem Rasenmäher, der draußen mit entsprechender Geräuschkulisse noch seine Arbeit verrichtet, lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen. Trifonov ist so vertieft in sein Bach-Universum, dass für Weltliches nur wenig Platz ist.

Daniil Trifonov, Chopin soll einmal gesagt haben: „Das Klavier ist mein zweites Ich“. Würden Sie diese These unterschreiben?

Im Namen Chopins auf jeden Fall. Er nutzte das Klavier und seine Kompositionen, um seine Gedanken und Gefühle auszudrücken. Für uns Pianisten ist die Situation eine andere. Wir interpretieren die Werke gezwungenermaßen durch das Prisma unserer eigenen Individualität. Egal wie sehr wir versuchen, dem Komponisten Rechnung zu tragen: Es lässt sich nicht vermeiden, dass wir einen Bruchteil unserer eigenen Persönlichkeit einbringen. Daher ist es meiner Meinung nach wichtig, dass man die Stücke so sehr absorbiert, dass es sich fast anfühlt, als hätte man sie selbst geschrieben. Das wiederum erreicht man nur, indem man sich lange Zeit sehr intensiv mit der Komposition auseinandersetzt.

Sie selbst würden aber nicht so weit gehen und das Klavier als Ihr Alter Ego bezeichnen?

Nein. Obwohl ich auf der Bühne natürlich die Gedanken und Emotionen, die die Musik in sich trägt, kommuniziere. Aber es sind eben nicht zwangsläufig meine eigenen Gefühle, auch wenn ich – genau wie die Zuhörer – in bestimmten Momenten so sehr gefesselt davon bin, dass es sich anfühlt, als würde ich meine eigene musikalische Geschichte erzählen.

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