Chrysta Bell
„Ich bin das Jetzt.“
Zur Person
Biografische Daten über Chrysta Bell existieren kaum. Sie ist alterslos und mysteriös. Geboren in San Antonio, interessierte sie sich schon früh dank ihrer Eltern für Musik. Als Teenager zog sie nach Texas und arbeitete als Fotomodell, dies aber eher selten im Modebereich, sondern zumeist als Kunstobjekt und Muse für andere Künstler. Auch der Regisseur David Lynch entdeckte in ihr seine Muse und animierte sie zu Gesangsaufnahmen in seinem Tonstudio. Über zehn Jahre hinweg trafen sich die beiden immer wieder und arbeiteten an Songs. In dieser Zeit sammelte Bell weitere Erfahrungen als Sängerin, unter anderem an der Seite von Willie Nelson, Brian Setzer, Donovan oder Adrian Utley von Portishead. In diesem Jahr entschied Lynch, dass die Aufnahmen weit genug gediehen seien, um als Album veröffentlicht zu werden; in Deutschland erscheint Chrysta Bells Debüt „This Train“ Mitte Januar 2014. Seit 2013 Jahr tritt sie auch live auf, begleitet von einem dezenten Trio. Ihre Konzerte werden als atemberaubend intime Shows beschrieben.
14.08.2013, San Francisco. Chrysta Bell ist erst seit einer Viertelstunde wach und noch etwas angeschlagen von der Champagner-seligen Party am Abend zuvor. Unseren Vorschlag, das Interview etwas später zu führen, kontert das singende Model, das zu David Lynchs Muse avancierte, mit den Worten: „Kann ein Tag besser beginnen, als bei einem Kaffee und einem guten Gespräch die Gedanken frei fließen zu lassen?“ Dies geschieht dann auch – sehr frei und sehr ausführlich.
Chrysta, ob Sie nun modeln, schreiben oder singen: Stets geschieht dies alles mit einem ausgeprägten künstlerischen Anspruch. War das schon immer so?
Chrysta Bell: Für mich gibt es keine Alternative zu einem intensiven Leben, und Kunst ist ein ausgezeichnetes Mittel, um dieses Leben mit Intensität aufzuladen. Das war für mich bereits als Kind so. Ich verfüge über eine extrem ausgeprägte Qualität: Zu jedem Zeitpunkt voll und ganz nur im jeweiligen Moment zu leben. Ich bin das Jetzt. Diese Qualität führt zwangsläufig zu einem wahnsinnig intuitiven Verhalten, und damit ist der Grundstein für meine künstlerischen Ansätze gelegt. Denn ich öffne mich damit für jede Form von starker Vibration, die mir jetzt, in diesem Moment begegnet.
Haben Sie jetzt gerade starke Vibrationen?
Absolut, deshalb wollte ich auch jetzt das Gespräch führen. Ich verfüge über viel Empathie, und diese verrät mir gerade, dass Sie ein offener, ehrlich interessierter Mensch sind, vor dem ich meine manchmal etwas versponnenen Gedanken ausbreiten kann. Solchen Menschen zu begegnen beflügelt mich.