
Chip Monck
„Visionen findet man nur dort, wo Handwerkskunst abseits der Norm geschieht.“
Zur Person
Edward Herbert „Chip“ Monck, geboren am 05.03.1939, hat mit seinem Licht- und Bühnendesign eine ganze Generation von Musikern geprägt. Schon in seinem Heimatnest Wellesley in Massachusetts arbeitete er in Theatern und beim Zirkus. Kurz vor dem Abschluss schmiss er die Schule und eröffnete in New York einen Live-Club, der zügig zu einem der angesagtesten der Stadt wurde. Mit seinem Talent für Lichtdesign machte er sich zudem bei Festivals wie Monterrey, Newport und Woodstock einen Namen; zuweilen trat er auch als Moderator der Festivals in Erscheinung. Weitere Stationen: Über hundert Tourneen und Gastspiele mit fast allen Großen der Folk- und Rock-Szene der 70er und frühen 80er; Gestaltung des Boxkampfs Ali gegen Frazier (dem berühmten ‚Rumble In The Jungle’); Produktion der Premiere von ‚Rocky Horror Picture Show’ am Broadway; Gestaltung der beiden Live-Clubs Fillmore East und West; Koordination und optische Gestaltung von Massenveranstaltungen wie Papstbesuchen und Baseball-Finals. Seit 1988 lebt Monck mit seiner Frau in Australien und führt dort zahlreiche Liveproduktions-Firmen.
05.08.2009, Sydney. Vom Newport-Festival zu Woodstock, von Tourneen mit den Stones bis zur Premieren-Produktion der ‚Rocky Horror Picture Show’, vom Konzert für Bangladesh bis zu ‚Rumble In The Jungle': Nicht umsonst trägt Chip Monck den Beinamen ‚Grandfather of Rock’n’Roll Productions’. Ob als Lichtdesigner, Produzent von Live-Events, Gestalter der legendären Fillmore-Clubs oder Master of Ceremonies bei Musikfestival-Momenten für die Ewigkeit: Dieser Mann ist gelebte Entertainment-Geschichte. Dabei zeichnen ihn zwei Dinge aus: buddhistischer Gleichmut und selbstironischer Charme. So auch im Rahmen des 90-minütigen Telefonats, einer anekdotenreichen Zeitreise durch ein Leben voller Höhepunkte und interessanter Schlangenlinien. Während er mit sattem Timbre erzählt, läuft im Hintergrund leise Sitar-Musik.
Chip, unter all den Erlebnissen, die Sie mit Ihren Produktionen über die Jahrzehnte gestaltet haben: Gibt es eines, das für Sie aus persönlichen Gründen herausragt?
Chip Monck: Ja, es war ein konkreter Tag, am Ende der Stones-Tour durch England 1971. Am Abend nach unserem letzten Konzert spielte Eric Clapton mit Derek and the Dominos in dem gleichen Theater, in dem wir zuvor mit den Stones gastiert hatten. Nach zwei Songs stieg Clapton in seinen Hit „Leyla“ ein, und während sie spielten, explodierten plötzlich mehrere unserer Scheinwerfer, die wir für das Stones-Konzert mitgebracht und für Clapton hängen gelassen hatten. Ein Vorhang fing Feuer, ein Tumult brach aus. Claptons Mund klappte herunter, er unterbrach sein Spiel für den Augenblick von vielleicht vier Akkorden – und spielte dann ungerührt weiter. Einen derart professionellen Musiker zu beobachten, der sich von Nichts aus der Ruhe bringen lässt: Das war und ist für mich das größte Geschenk.
Was genau war daran jetzt so besonders?
Clapton bewies enorme Größe und tat gleich zwei Dinge, die unheimlich nett waren: Er spielte einfach weiter, um das Publikum zu beruhigen – und sah großzügig darüber hinweg, dass wir mit unseren Scheinwerfern offenbar ziemlichen Mist gebaut hatten.