Charlotte Gainsbourg
„Ich finde es nicht tragisch, wenn ich Kontroversen auslöse.“
Zur Person
Charlotte Gainsbourg (geboren am 21. Juli 1971 in London) ist Tochter von Serge Gainsbourg und Jane Birkin. Sie wuchs in Paris mit ihrer vier Jahre älteren Halbschwester Kate Barry auf, die 2013 nach dem Sturz aus einem Fenster starb. Seit ihrem 13. Lebensjahr ist Gainsbourg beinahe jährlich in einem Kinofilm zu sehen, zwei Mal gewann sie den wichtigsten französischen Filmpreis César. Ihr Debüt als Sängerin gab sie 1984 an der Seite ihres Vaters Serge im kontroversen Song „Lemon Incest“. Nach 20 Jahren Pause veröffentlichte sie mit „5:55“ erstmals 2005 wieder ein Album. Mit ihrem langjährigen Partner Yvan Attal und ihren drei Kindern lebt Charlotte Gainsbourg in New York City.
15.12.2013, Kopenhagen, Hotel D’Angleterre. Mit scheuem Blick kommt Charlotte Gainsbourg in die Interviewsuite, ihr Ton ist kleinlaut, die Körpersprache defensiv. Auf der Leinwand dagegen stürzt sie sich furchtlos in die Rolle der Titelheldin von Lars von Triers „Nymphomaniac“, dessen zweiter Teil am 3. April in die Kinos kommt. Und im Gespräch zeigt sie ebenfalls keine Scheu, wenn sie von den extremen Erfahrungen ihres Lebens spricht – künstlichen Vaginen und Todesbegegnungen, inzestuösen Songs und der Lust an der Provokation.
Miss Gainsbourg, Sie wirken auf den ersten Blick so schüchtern und zerbrechlich...
Charlotte Gainsbourg: Ich weiß, ich mache auf die Leute den Eindruck, als wäre ich ein ganz sanftes Wesen, aber ich kann auch durchaus gewalttätig sein. Im Innersten bin ich, glaube ich, recht stark.
Ist das der Grund, weshalb Sie so extreme Rollen spielen? Aktuell sind Sie in „Nymphomaniac“ von Lars von Trier zu sehen, für den Sie in „Antichrist“ schon Genitalverstümmelung betrieben und in „Melancholia“ den Weltuntergang über sich ergehen ließen.
Ich genieße es eben, wenn ich aus mir selbst hinausgehe und mich auf ganz extreme Weise ausdrücken kann. Ich analysiere gar nicht, warum ich mich zu bestimmten Rollen hingezogen fühle, ich suche einfach nach starken Erfahrungen. Das setzt natürlich voraus, dass ich dem Regisseur völlig vertraue. Aber ich will grundsätzlich keine 08/15-Filme drehen; die langweilen mich nur. Ich finde es auch nicht tragisch, wenn ich damit Kontroversen auslöse. Viel schlimmer ist es, wenn die Leute gar nicht oder nur verhalten reagieren.