Anke Engelke
„Niemand ist frei von Zwängen. Ich sicherlich auch nicht.“
Zur Person
Anke Engelke, geboren am 21.12.1965 in Montreal, Kanada, wuchs dort dreisprachig auf. Schon als Kind moderierte sie Sendungen in Radio und Fernsehen, später gehörte sie zum „Wochenshow“-Ensemble, ihre Reihe „Ladykracher“ gilt mit acht Staffeln als erfolgreichstes deutsches Sketchformat. Im Rahmen der ARD-Themenwoche 2013 war sie in der Reportage „Sowas wie Glück – eine Reise mit Anke Engelke“ zu sehen. 2015 hinterfragte sie in der zweiteiligen WDR-Dokumentation „schöner schlauer schneller“ den Zeitgeist der Selbstoptimierung und dessen Folgen. Als Synchronsprecherin leiht sie u.a. Marge bei den „Simpsons“ sowie der Fischdame Dorie in „Findet Nemo“ und „Findet Dorie“ ihre Stimme. Für Kinder moderiert sie seit vielen Jahren die Vorschulfernsehreihe „Die Sendung mit dem Elefanten“. Als Botschafterin engagiert sie sich seit 2003 für das Medikamentenhilfswerk „action medeor“. Anke Engelke lebt in Köln.
27. August 2018, Hamburg. Die Aufregung im Hamburger Design-Hotel „East“ ist groß, nach Sichtung von drei Episoden der zweiten Staffel der Spionage-Serie „Deutschland '86“ stellt sich ein Großteil der hochkarätigen Besetzung den Fragen der anwesenden Journalisten. Gar nicht aufgeregt ist dagegen Anke Engelke, als wir sie nach dem Gruppengespräch in einem Konferenzraum zum Einzelinterview treffen: Sie ruht betont gelassen in einem der schicken Polstermöbel, rückt aber mit Fortschreiten des Gesprächs immer weiter nach vorn.
Frau Engelke, in der Agenten-Serie „Deutschland '86“ spielen Sie eine Art halbseidene Devisen-Beschafferin für das DDR-Regime. Was sind Ihre persönlichen Erinnerungen an die DDR?
Wir haben die obligatorische Berlin-Klassenfahrt gemacht, der Ausflug in die DDR war für viele eine Reise in eine andere Welt. Eine persönliche Verbindung zur DDR hatte ich nicht. Es gab ein paar Brieffreundschaften mit DDR-Jugendlichen, aber meine ist schnell eingeschlafen. 1986 begannen meine zwölf Jahre beim Südwestfunk in Baden-Baden, und ich bekam in der Redaktion dank der klugen Kollegen und Korrespondenten einen anderen Blick auf das Weltgeschehen: Tschernobyl, Challenger, kalter Krieg – wenn ich in der Redaktion war, war das natürlich ein Privileg, durch Hintergrundinformationen und kritische Berichterstattung mehr zu erfahren.
Geht es Ihnen auch so, dass einem erst in der Rückschau richtig bewusst wird, wie bigott und verlogen das sozialistische System der DDR gewesen ist?
Das ist jetzt natürlich Ihre Sicht. Auf uns wirkte das System wie eine Ungerechtigkeit, weil man den Eindruck hatte, die Menschen seien zufrieden in diesem scheinbar perfekten System, dabei sah es ja so aus, als seien sie eingesperrt. In „Deutschland ´86“ ist das immer wieder Thema, dass die Menschen in der DDR wiederum die Westdeutschen als unfrei empfanden. Der Freiheitsbegriff wird heute immer mehr diskutiert und man kommt zu dem Schluss, dass es ein großes Unglück ist, nicht frei reisen zu dürfen. Das kann ich total nachvollziehen.