Musik
Musiktipps der Woche
Michael Wollny Trio • Lisa Stansfield
Foto: Jörg Steinmetz
Michael Wollny Trio • Oslo
ACT • 23. März
Drei Portale führen hinein in Michael Wollnys neues Trio-Album: Ein märchenhaft modernistisches, ein groovendes und ein dunkel romantisches. Schon die ersten drei Stücke führen die ganze Bandbreite des international umjubelten Pianisten vor. Der 1978 geborene Wollny versteht es auch 17 Jahre nach seinem Debüt noch, zu überraschen. Für „Oslo“, aufgenommen in den legendären Rainbow Studios der Stadt, lud er das 22-köpfige „Norwegian Wind Ensemble“ ein. Es passt zum Konzept von Wollny, es weder sich, noch den Hörern einfach zu machen. Der zunächst gewöhnungsbedürftige Klang der dramatisch gesetzten Bläser unterstreicht jedoch umso mehr die Eleganz der puren Trio-Besetzung. Sensible Balladen wie „Cantus Arcticus“ und „Roses are Black“ wechseln sich mit überschäumend Temperamentvollem ab. Zum Schluss zeigt das rasante „There Again“ in dreieinhalb Minuten die ganze technische Brillanz dieses einstmals als „Wunderkind“ gefeierten Großkünstlers. Einfühlsamer Pianojazz mit Raum für Abgründe und dunkle Schönheit
Jan Paersch
Lisa Stansfield • Deeper
earMusic • 06. April
Sie war eine der großen Stimmen der Neunziger: Soul-Sängerin Lisa Stansfield beherrschte MTV wie kaum eine andere, verkaufte Millionen Platten, fand für Duette mit George Michael oder Barry White zusammen. Mit der Jahrtausendwende wurde es dann stiller um die Britin, die sich lieber vermehrt im Kino engagierte, ehe sie anno 2014 nach zehnjähriger Pause mit der Comeback-LP „Seven“ als Musikerin zurückkehrte. Auf deren Nachfolger musste die Popwelt nun nicht ganz so lang warten, gelohnt haben soll es sich dafür erst recht – gerade wo Herzen für Nostalgie schlagen. Die stets luftig-lässigen Arrangements lassen Stansfield allen Raum, gewohnt souverän ihre Register auszuspielen und dabei en passant den einen oder anderen Flirt mit Streicherlinien oder Disco-Bubble-Beat springen zu lassen. Das Songwriting der 13 neuen Songs ist dabei geradezu klassisch, zeigt aber zugleich genug Energie, um das Publikum aus den Sitzen der, hierzulande für April und Mai gebuchten bestuhlten Konzerthäuser zu reißen.
Friedrich Reip