Kino

Kinotipps der Woche

Atomic Blonde

Universal Pictures, 24.08.2017

Atomic Blonde Es mangelt dem Kino diesen Sommer nicht an weiblichen Kick-Ass-Comic-Charakteren. Gal Gadot räumt als Wonder Woman im Ersten Weltkrieg auf, Cara Delevingne hat in „Valérian et Laureline“ alle starken Sprüche auf ihrer Seite – und Charlize Theron darf sich als Lorraine Broughton im Debbie-Harry-Look mit Autoschlüsseln, High Heels und Korkenziehern durchs Berlin unmittelbar vor dem Mauerfall morden. Diese mutwillig mit frappierender Gewalt aufgeputschten Fights und eine spektakuläre Sexszene, die sich Theron mit Sofia Boutella teilt, sind aber auch die einzigen Schauwerte, die „Atomic Blonde“ zu bieten hat. Die Bilder kraftlos, die Dialoge ohne Timing, das Skript ohne Story, dazu Til Schweiger in einer sinnfreien Nebenrolle als Uhrmacher (!), die gängigen NDW-Hits von Nena und Peter Schilling auf der Tonspur und als finaler Tusch ein Twist, der nun wirklich niemanden mehr interessiert: Der Film von David Leitch (der sich derzeit an der „Deadpool“-Fortsetzung versuchen darf), ist ein flacher Flop.

Friedrich Reip


Hampstead Park - Aussicht auf Liebe

Splendid, 24.08.2017

Hampstead Park Auch in London drückt die Gentrifizierung die armen Seelen aus der Stadt. Da wirkt die Geschichte eines Mannes, der einer großen Baufirma den Mittelfinger zeigt und sich weigert, aus seiner selbstgebauten Hütte in einem Park auszuziehen, natürlich erst mal politisch. Womöglich entspricht die Zielgruppe dieses Films aber doch eher nicht den protestierenden Kapitalismuskritikern, denn da ist sie wieder: die Geschichte, in der sich Diane Keaton erneut in einen schwierigen Mann verliebt. Angefangen im Konzentrat des „Stadtneurotikers“, suchte sie mit Jack Nicholson in „Was das Herz begehrt“ Steine am Strand, und machte auch vor Michael Douglas in „Das grenzt an Liebe“ nicht Halt. Eine amerikanische Witwe (Keaton) und ein irischer Einsiedler (Brendan Gleeson) lassen hier ihren Charme gegeneinander antreten. In sonnigen Bildern lässt Regisseur Joel Hopkins manch zauberhafte Momente auf meist vorhersehbare Behaglichkeit treffen und wird damit Hampstead sicher einige Touristen mehr bescheren.

Nora Harbach


Tulpenfieber

Prokino, 24.08.2017

Tulpenfieber Christoph Waltz, Alicia Vikander und Judi Dench, das ist die starke Besetzung, die sich „Mandela“-Regisseur Justin Chadwick vor die Kamera geholt hat. Es konnte also nichts schiefgehen – und es ging nichts schief. Das äußerst gelungene und von ästhetisch kraftvollen Bildern durchzogene Drama spielt im Amsterdam des 17. Jahrhunderts. Es herrscht Goldgräberstimmung, doch nicht des kostbaren Metalls wegen, sondern wegen einer botanischen Sensation: der Tulpe. Sie unterschied sich damals von allen anderen Blumen durch ihre große Farbkraft. Horrende Summen werden für die Blumenzwiebeln geboten. Inmitten dieser sogenannten Tulipomanie entwickeln sich auch andere Begehrlichkeiten. Zwischen Sophia (Alicia Vikander) und dem Maler Jan van Loos (Dane DeHaan) entstehen Gefühle, die geheim bleiben müssen. Denn Sophia ist verheiratet mit dem schwerreichen Cornelis Sandvoort (Christoph Waltz). Weil die Liebe größer ist als die Schranken der Gesellschaft, plant das junge Paar die extrem riskante Flucht.

Sylvie-Sophie Schindler