Kino

Kinotipps der Woche

Ein Sack voll Murmeln

Weltkino, 17.08.2017

Murmeln Er stellt die Frage wieder und wieder: „Bist du ein Jude?“ Der Junge antwortet wieder und wieder: „Nein.“ Auch als er dem Jungen mit der flachen Hand ins Gesicht schlägt, bleibt er dabei. Noch handelt es sich bei dieser Szene nicht um bitteren Ernst. Der Mann ist der Vater des Jungen, der seinen Sohn darauf vorbereitet, was ihm drohen könnte. „Es ist besser eine Ohrfeige zu ertragen, als das Leben zu verlieren“, schärft er ihm ein. Bald schon muss sich der 10-jährige Joseph mit seinem drei Jahre älteren Bruder Maurice allein durchschlagen. Die beiden sollen ohne Eltern über einen Schleuser in die sogenannte „freie Zone“ nach Nizza gelangen - zwei jüdische Kinder quer durch das von Deutschen besetzte Frankreich. Es ist das Jahr 1941. Dreißig Jahre später schreibt Joseph Joffo über seine Erlebnisse. Der Roman wird in Frankreich ein Bestseller und in 18 Sprachen übersetzt. Der Film ist eine gelungene Adaption, weil sensibel erzählt. Und getragen von der großen Kraft, die Kindern innewohnt.

Sylvie-Sophie Schindler


The Promise – Die Erinnerung bleibt

Capelight/Central , 17.08.2017

Promise „The Promise“ ist ein Politikum. Noch bevor der Film überhaupt im Kino aufgeführt wurde, hagelte es Ein-Sterne-Rezis auf Online-Barometern. Zehntausende davon kamen aus der Türkei, wo man bereits das Thema der Story nicht goutierte: Den Völkermord an den Armeniern während des Ersten Weltkriegs nämlich. Der ist hier eingewickelt in eine eher reizlose Liebesgeschichte und einen spürbar didaktischen Ansatz, der sich ans Dokumentarische hält und auch auf den „guten Türken“ nicht verzichtet. Im Internet ist inzwischen die Gegenoffensive gestartet: Armenischstämmige Amerikaner ließen den Film (wiederum ungesehen) hochleben, während der Geldgeber Kirk Kerkorian betonte, es ginge ihm nicht um den Kassenerfolg, sondern um die Botschaft. Die liegt für die Dauer dieser altmodischen Kriegsromanze in den Händen der Hollywoodstars Oscar Isaacs und Christian Bale, die den Eindruck machen, für jede Actionszene dankbar zu sein, weil sie sonst noch öfter bedeutungsschwanger in die Kamera gucken müssten.

Markus Hockenbrink