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Das Etruskische Lächeln

Constantin • 12. April

Grumpy old Brian Cox verlässt die Highlands, um in der Sonne Kaliforniens „Das etruskische Lächeln“ kennen und lieben zu lernen

Das Leben in Schottland ist hart, aber „hygge“. Oder besser „còsagach“ wie dieses besondere Gefühl von heimeligem Drinnen umgeben von highlandish-felsigem Draußen auf Gälisch heißt. Urgestein Rory MacNeil hält sich für ganz besonders schottisch und hart. Erst als ihm der Dorfdoktor eröffnet, dass es damit wohl recht bald ein Ende hat, wird Rory ein kleines bisschen „còsagach“. Er packt seine Siebensachen in den rauen Glens, um den weiten Weg nach San Francisco im sonnigen Kalifornien anzutreten. Dort hat sich sein, seit langem entfremdeter Sohn Ian niedergelassen und eine Familie gegründet, der Rory noch nie begegnet ist. „Das etruskische Lächeln“ erzählt die klassische Mär vom Grantler mit dem weichen Kern, dem angesichts des bevorstehenden Endes die harte Schale zerbricht. Das passiert mit Hilfe eines Babys – Rorys zehn-monatiger, zahnender Enkelsohn, der bei sämtlichen Entdeckungsreisen des alten schottischen Sacks, der greinende, brabbelnde, amerikanische Partner in Crime wird. Die Entdeckungen selbst sind vor allem weiblicher Natur: Da ist zum einen die selbstbestimmte, vollzeitarbeitende und streng nach neusten pädagogischen Erkenntnissen erziehende Mutter, die zugleich Rorys Schwiegertochter ist. Zum anderen die selbstbewusste, intellektuelle, attraktive Museumsdirektorin, auf die Rory bei der Statue mit dem berühmten etruskischen Lächeln trifft. Es ist die Besetzung, mit der das israelische Regie-Duo Mihal Brezis und Onded Binnun dieser romantischen Tragikomödie den letzten Schliff verleiht: Rosanna Arquette, eine Frauenpower-Ikone seit „Susan… verzweifelt gesucht“ (1985) ist zuständig für die Unduseligkeit der Gefühle. Während Thora Birch, die 2001 im Comic-Drama „Ghost World“ einer ganzen Generation weiblicher Außenseiter die Richtung vorgab, Sohn und Opa gleichzeitig erziehen darf. Den größten Einfluss auf „Das etruskische Lächeln“ haben aber drei Männer. Brian Cox, der hier mit jeder Filmminute mehr sein Image als harter Hund („Churchill“) und zäher Bursche („X-Men 2“) sympathischer Altersmilde weichen lässt. Der spanische Autor Jose Luis Sampedro, dem 1985 mit seinem Roman „La sonrisa etrusca“ daran gelegen war zu zeigen, dass es für emotionale Brücken nie zu spät ist. Und der schweizerische Produzent Arthur Cohn, der mit Dokumentationen wie „Ein Tag im September“ ein Zeichen gegen Hass und mit Spielfilmen wie „Central Station“ eines für mehr Empathie gesetzt hat. Fazit: Mit viel Gefühl und einer Prise anachronistischem Machismo erzählt die „Das etruskische Lächeln“ die klassische Geschichte vom alten Grantler mit dem weichen Kern. Das schottische Urgestein Brian Cox trifft dabei auf die Frauenpower-Ikonen Rosanna Arquette und Thora Birch. Skurrile Situationen sind ebenso vorprogrammiert wie der gelegentliche Kitsch-Effekt.

Edda Bauer