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Kinofilm der Woche

Suburbicon

Concorde · 9. November

„Suburbicon“ begann als typische schwarze Komödie der Gebrüder Coen und wurde in George Clooneys Bearbeitung zu einem Spiegelbild des amerikanischen Albtraums.

Noch fehlt der Film, der die Verwerfungen des Trump-Amerikas öffentlichkeitswirksam auf den Punkt bringt. Es ist gut möglich, dass George Clooneys „Suburbicon“ diese Rolle zufallen wird. Dabei richtete sich der Blick des Regisseurs ursprünglich nicht auf die Gegenwart, sondern die Vergangenheit. In den 50ern war ein afroamerikanisches Ehepaar in eine komplett mit Weißen bevölkerte Mustersiedlung gezogen und danach monatelang rassistisch behelligt worden. Clooney und sein Produktionspartner Grant Heslov hatten zu dieser Begebenheit ein Filmprojekt geplant, das aber nicht so recht zustande kam. Der entscheidende Impuls kam schließlich von den Gebrüdern Coen, die Clooney eine ihrer schwarzen Komödien antrugen, in der sich ein glückloser Biedermann in die Welt des Verbrechens verirrt. Als Donald Trump in seinem Wahlkampf ausländerfeindliche Ressentiments hochkochte, verdichtete Clooney das Bild, indem er die beiden Themenstränge zusammenfasste und einen Film daraus machte. In Folge fand sich im Herbst 2016 erstmalig das „Suburbicon“-Team zusammen, um von den bösen Realitäten des weißen Amerikas zu erzählen: Eine afroamerikanische Familie wird als angebliche Bedrohung des Bilderbuchvororts Suburbicon attackiert, während ihre Nachbarn (Matt Damon und Julianne Moore) hinter ihrer Heilen-Welt-Fassade die wahren Abgründe verbergen. „Ich habe Trump immer ernst genommen. Dass unser Film so prophetisch sein würde, hätte ich aber nicht gedacht.“, fasst Moore, die in „Suburbicon“ in einer Doppelrolle Zwillingsschwestern mimt, die vielschichtige Bedeutung des Films zusammen. Ihr fiel während des Drehs auf, dass „die Tonalität immer düsterer wurde“ und es ist wahrscheinlich, dass der zwischenzeitliche Wahlausgang daran seinen Anteil hatte. Der Film sei dennoch „kein Wink mit dem Zaunpfahl“, sondern nach wie vor „eine klassische Hollywood-Produktion“, also mehr Unterhaltung als Politikum. So gibt es nach einer albtraumhaften Eskalation zwar kein Happy End, aber doch zumindest etwas Hoffnung: Es sind die Kinder, die mit ihrer Unbefangenheit die Gewaltspirale vorübergehend stoppen. Julianne Moore tritt nicht den Anspruch an, mit „Suburbicon“ die Wirklichkeit zu verändern. Dafür sei vielmehr das reale Handeln notwendig. „Wir müssen wählen gehen.“, gibt sie den kleinstmöglichen Nenner zu Protokoll, wohlglaubend, dass sich die Menschen in drei Jahren bewusster über die Macht ihrer Stimme sind.

Fazit:
Nach einem Fehlgriff wie „Monuments Men“ konnte man das Vertrauen in den Regisseur George Clooney verlieren. Mit Hilfe eines Drehbuchs der Gebrüder Coen findet er zurück auf den richtigen Pfad und widmet sich – wie in seinem bisherigen Glanzstück „Good Night, And Good Luck“ –, den beklemmenden Seiten der US-Gesellschaft. Das Resultat ist ebenso pointiert wie bitterböse.

Rüdiger Sturm