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Internationales Literaturfestival Berlin
Das Internationale Literaturfestival Berlin feiert in diesem Jahr die 20. Ausgabe – und setzt den erheblichen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie ein spezielles Digitalangebot entgegen. Fragen zur Entwicklung des Festivals sowie zu aktuellen Herausforderungen und Chancen beantwortete uns die Presseverantwortliche Juliane Thiel.
Das Internationale Literaturfestival Berlin feiert in diesem Jahr
sein 20. Jubiläum. Standen Sie in den vergangenen Jahren jemals
vor so großen organisatorischen Herausforderungen, wie sie die
diesjährige Corona-Pandemie beschert?
Das können wir klar mit Nein beantworten. Die Pandemie hat uns
hart getroffen, zum Beispiel hinsichtlich der Anwesenheit unserer
internationalen Gäste, der möglichen Tickets pro Veranstaltung
oder der Hygienevorkehrungen auf dem Festivalgelände. Doch
zugleich haben uns diese Herausforderungen auch einen Anschub
gegeben, unser digitales Angebot » ilb DIGITAL « mit großartigen
Autoren zu organisieren und sowohl Live-Veranstaltungen als auch
im Vorfeld aufgezeichnete Gespräche weltweit über Streams ins
Netz zu übertragen.
Wie hat sich das Festival in den vergangenen 20 Jahren verändert?
Es ist vor allem gewachsen. International und politisch ist es seit der
ersten Stunde. Im Jahr 2006 haben wir erstmals zu einer weltweiten
Lesung für die Menschenrechte aufgerufen, 2020 stehen Hongkong
und die dortige Demokratiebewegung im Fokus. Mit Blick auf das allseits virulente Thema Rassismus, dem auch wir uns regelmäßig widmen, rufen wir außerdem zu einem 2. Worldwide Screening für den 10.12.2020 auf, diesmal mit Film „I Am Not Your Negro“ von Raoul Peck nach James Baldwin. Über die Jahre haben wir zudem unsere Kooperationen ausgebaut, dazu zählen der »Graphic Novel Day« mit EUNIC sowie die enge Zusammenarbeit mit dem
Exzellenzcluster »Temporal Communities – Doing Literature in a
Global Perspective« der Freien Universität Berlin.
Das Programm des »ilb DIGITAL« ist kostenfrei. Welche Auswirkungen
haben die kostenlosen Digitalangebote auf die Finanzierung
eines Literaturfestivals?
Die Umsetzung des parallelen Digital-Angebots ist für das Festival
natürlich nicht gratis, diese Produktionskosten kommen zusätzlich
auf uns zu. Wir bitten daher um eine Spende. Nichtsdestotrotz
setzen wir die Formate um, weil wir davon überzeugt sind, dass die
Verbreitung von literarischen und kulturellen Inhalten – besonders
in diesen Zeiten – große Bedeutung hat.
Welche sind Ihre persönlichen Highlights in diesem Jahr?
Ich freue mich besonders auf den Eröffnungsabend am 9. September.
Mario Vargas Llosa wird die Eröffnungsrede halten, später
tritt dann noch Olga Tokarczuk im silent green auf. Am 10.9.
stehen die beiden Nobelpreisträger noch einmal zusammen mit
Nora Bossong, Daniel Kehlmann, Pankaj Mishra und Sharon Dodua
Otoo auf der Bühne, um für die Förderung von Kultur und
Demokratie in Zeiten der Pandemie zu werben. Mein kleiner Geheimtipp:
Vigdis Hjorth. In Norwegen wird sie als weibliches Pendant
zu Karl-Ove Knausgård hochgehalten, hierzulande ist sie erst
noch zu entdecken. Außerdem freue ich mich auf unsere Reihe
» Visionen der Bioökonomie «, bei der Schriftsteller auf Forschende
treffen, um sich über Themen wie Landgrabbing, Insektensterben,
die Rechte der Natur oder digitale Technologien auszutauschen.
9. bis 19. September, Berlin
Weitere Infos unter: www.literaturfestival.com