Musik

Erna Rot

Ode an die Freude

Ozella/Galileo

Es gab Ende der Achtzigerjahre eine gute Zeit für weltoffene und freigeistige Folkrockmusik aus deutschen Studios. Bands wie Poems For Laila oder M. Walking On The Water kombinierten russische Polka mit Indiepop, spielten hemmungslose Walzer und sangen dabei übers Kiffen. Auch Element Of Crime fingen damals an, die gibt es immer noch, wenn auch gemütlicher. Nun knüpft Erna Rot aus Köln an diese Tradition an: Es steckt viel Chanson in dieser Musik, doch die Sängerin ergibt sich nicht der Caféau- lait-Ästhetik, sondern packt slawische Schwermut drauf. Verantwortlich für den tollen Klang ist Produzent Kurt Ebelhäuser, ansonsten eine Größe im Gitarrenrock. Das Titelstück gibt die Richtung vor: Die Harmonien sind clever, das Gitarrensolo großartig, der Polkapunk im Refrain zügellos. Nicht alle Songs sind so zielstrebig arrangiert, dafür funktioniert Erna Rots Interpretation des „Liebesleid“ von Fritz Kreisler wunderbar. Das hatte auch schon Grönemeyer nachgespielt. Wenngleich deutlich weniger sinnlich.

André Boße