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12.06. | Loving Vincent • Manifesto

LovingVincentWenn Bilder lebendig werden könnten, was würden sie uns erzählen? Und was, wenn sie Auskunft geben könnten über den Mord an einem Künstler? Im Fall von „Loving Vincent“ geht es um Vincent Van Gogh, der mit einer Schussverletzung aufgefunden wurde, die er sich vermeintlich selbst zugefügt hat. Zum ersten Mal in der Filmgeschichte wurden alle, mit realen Schauspielern gefilmten Szenen in Öl nachgemalt, animiert und zu einem Gesamtkunstwerk zusammengefasst. Die fast plastische Ästhetik saugt den Zuschauer geradezu in das Leben des modernen Künstlers und stellt eine ganz neue Form der Intermedialität und Kunsterfahrung dar. Eingefasst sind diese in eine Kriminalgeschichte, bei der Armand Roulin (Douglas Booth) sich auf die Spuren des rätselhaften Todes van Goghs macht. Die britisch-polnische Ko-Produktion unter Regie von Dorota Kobiela und Hugh Welchman wurde übrigens mit den Inhalten aus 800 Briefen unterfüttert, die Van Gogh Zeit seines Lebens schrieb.

Lars Backhaus


ManifestoAm Anfang sehen wir die sprühenden Funken einer Feuerwerksrakete, dann hören wir eine Stimme aus dem Off, die zu erzählen beginnt. Sie wird uns durch den gesamten Film führen. Es ist die Stimme der Proklamation eines neuen Zeitalters. Klingt pathetisch? Schon der Titel des Films – „Manifesto“ – lässt Großes erahnen. Tatsächlich versucht Regisseur Julian Rosefeldt (der besonders für seine Installationen bekannt ist) in zwölf Episoden nicht mehr und nicht weniger, als die Welt unseres Geistes mit jener unseres Alltags spannungsvoll zu verbinden. Manch eine der zahllosen Figuren, welche Cate Blanchett allesamt gewohnt fantastisch selbst verkörpert – von der Bettlerin bis zur Puppenmacherin – steht „im Krieg mit [ihrer] Zeit“, eine andere zitiert Passagen aus futuristischen Manifesten. Und während wir durch einen endzeitlichen Raum wandern, läutet die Stimme aus dem Off den Untergang des Kapitalismus ein. Dieser Film wirbelt alles durcheinander, auf überwältigende Weise. Was für ein anregender und mutiger Geniestreich!

Björn Hayer