DVD & Blu-ray

DVD Vorstellung der Woche

29.05. McMafia

MCMAFIA. STAFFEL 1

Polyband • 27. April


Abwärtsspirale

Internationales Verbrechen in Serie: Nachdem die Sopranos, Walter White und andere vorgelegt haben, zeigt „McMafia“ russische Mafiosi mit britischem Finish.

McMafiaAlex Godman hat eigentlich mit der mafiösen Vergangenheit seiner aus Russland stammenden Familie abgeschlossen, um sich mit seiner Freundin Rebecca ein sicheres Leben in London aufzubauen. Als Investmentbanker kennt er sich bestens mit internationalen Geschäften und ihren Schlupflöchern aus. Sein Vater fristet ein alkoholgeschwängertes Leben, verbittert und deprimiert, von Mafia-Glanz und großen Parties ist weit und breit nichts zu sehen. Allein: Seine Skrupellosigkeit ist an Sohn Alex, der allgemein von der Familie als „good guy“ gehandelt wird, nicht vorbeigegangen. Als sein Onkel vor seinen Augen ermordet wird, begibt er sich in eine Spirale aus kriminellen Machenschaften und Lügen. Eine Stärke ist Hauptdarsteller James Norton, dessen stählerne Gesichtszüge viel Spielraum für Spekulation über sein Innenleben lassen. Selbstreflexiv wird das schon in der ersten Folge kommentiert, nie wüssten seine Familienmitglieder genau, was in ihm vorginge. Schwäche sucht man vergebens in dem russischen Migranten, der den perfekten englischen Gentleman gibt. So ist zumindest in der ersten Staffel nicht sicher zu sagen, ob seine Beteiligung bei internationalen Deals und Gewaltverbrechen allein aus der Not, seine Familie schützen zu müssen oder aus einem tiefverwurzelten Verlangen nach Rache erwächst, oder ob nicht doch ein großes Verbrecherherz in der trainierten Brust schlägt. Auf dem Roman „McMafia: Seriously Organised Crime“ von Misha Glenny basierend, zeigt die erste Staffel in acht Folgen eine fast dokumentarische Bestandsaufnahme der Verwicklungen um Russland, Großbritannien, Israel und den Cayman Islands. Im Vergleich zu anderen Produktionen, die sich in den letzten Jahren dem internationalen Verbrechen gewidmet haben, gibt sie sich einen realistischeren Anstrich, ohne auf große Knalleffekte zu setzen. So stehen eher Allianzen und Verhandlungen im Mittelpunkt, Brutalität wird zwar gezeigt, aber nicht gefeiert und auch die Psychogramme der Verbrecher sind von einem Außenblick geprägt. Der visuelle Stil orientiert sich eher an britischer Reserviertheit, vermittelt aber durch spannende Schauplatzwechsel eine konkrete Idee von globalisiertem Verbrechen. Kleiner Wermutstropfen: Eine Prise trockenen, britischen Humor hätte der Titel vermuten lassen, diese bleibt leider aus. Der erstklassige Cast (allen voran Aleksey Serebryakov als Vater Dimitri und Juliet Rylance als Rebecca) macht das aber definitiv wieder wett.

Marina Mucha