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House of Cards - Staffel 5

Sony · 5. Oktober

Im Zeitalter von Präsident Trump bekommt die US-Kultserie mit ihrer fünften Staffel einen besonderen Beiklang. Doch Hauptdarsteller und Produzent Kevin Spacey sieht das anders.

Bei der fünften Staffel von „House of Cards“ gab es eine ganz besondere Herausforderung...
Allerdings. Beau Willimon, der die bisherigen Staffeln als Showrunner betreut hatte, war ausgeschieden. Aber alle Beteiligten bewunderten Beau und seine Arbeit so sehr, dass wir seine Leistung würdigen und etwas mindestens genauso Gutes auf die Beine stellen wollten. Unser Autorenstamm hatte sich gegenüber der vierten Staffel zum Glück nicht verändert.

Eigentlich war gemeint, dass der Mann im echten Weißen Haus, den von Ihnen gespielten Frank Underwood so langsam in den Schatten zu stellen droht. Sie mussten sich doch auch an der Realität orientieren.
Irrtum. Wir wollen nicht mit der realen Welt wetteifern und zerbrechen uns auch nicht den Kopf über das, was da draußen vor sich geht. Stattdessen entwerfen wir eine alternative Realität, die Leute sollen ihre Vergleiche selbst anstellen – genauso wie sie das bei Serien wie „Veep – Die Vizepräsidentin“ oder „Madam Secretary“ tun.

Laut Bill Clinton ist „House of Cards“ in seiner Darstellung des Washingtoner Politikbetriebs zu 99 Prozent korrekt...
Da muss ich Sie korrigieren. Das hat er so nicht gesagt. Ich habe ihn einmal in einer Comedy-Show imitiert, und diesen Satz haben mir die Autoren in meiner Rolle als Clinton in den Mund gelegt. Danach wurde es dann in allen Medien so dargestellt, als hätte er das gesagt.

Verkörpert Frank Underwood die insgeheimen Sehnsüchte des Publikums nach einer Führerfigur? Sie erklärten seine Popularität mal damit, dass er Dinge geregelt bekommt.
Ich kenne die Sehnsüchte anderer Menschen nicht. Letztlich erklärt sich seine Popularität damit, dass ihm andere Serien den Weg bereitet haben. Allen voran „Die Sopranos“ und ihr außerordentlicher Hauptdarsteller James Gandolfini. In seiner Tradition gab es noch diverse andere Darsteller, die aus machiavellistischen Antihelden erfolgreich populäre Identifikationsfiguren gemacht haben.

Wie lange wollen Sie mit der Serie noch weitermachen?
Es gibt kein Zeitlimit. Manche Fernsehserien dauern zu lang, andere zu kurz. Alle Beteiligten, vom Sender bis zu den Kreativen werden schon erkennen, wann der Punkt gekommen ist, die Story abzuschließen.

Wird Präsident Trump dann noch an der Macht sein? Ich weiß, Sie hätten es gerne, dass ich seinen Namen in den Mund nehme, aber dieses Bedürfnis kann und werde ich nicht befriedigen.

Fazit:
Nie war der allseits beliebte Zynismus dieser alternativen Vision der US-Regierung so aktuell wie heute. Wenn Frank Underwood mit allen Mitteln um seine Wiederwahl kämpft, setzt die fünfte Staffel neue, bitterböse Akzente. Hoffentlich können die Macher diese Qualität auch während der Trump-Ära aufrechterhalten, um mit dem realen Spektakel mithalten zu können.

Interview: Rüdiger Sturm