Kino

Die Neustarts der Woche

Das schweigende Klassenzimmer • Call me by your name • Arthur & Claire

Das schweigende Klassenzimmer

Studiocanal • 01. März

Das schweigende Klassenzimmer Poster1956 verhärten sich die Fronten des kalten Krieges. In Stalinstadt stehen 16 Schüler kurz vor dem Abitur. Zwei von ihnen, Theo (Leonard Schleicher) und Kurt (Tom Gramenz), gönnen sich noch einen Kinobesuch in Westberlin. Doch was sie sehen, trifft sie zutiefst: In Budapest wird der Aufstand gegen die sowjetische Besatzung blutig niedergeschlagen. Aus Solidarität organisieren die beiden eine Schweigeminute im Unterricht. Da ahnt noch keiner der Schüler, dass die junge DDR ein Exempel an ihnen statuieren wird, bei dem nichts weniger als das Abitur und eine Zukunft in Freiheit auf dem Spiel stehen. Drehbuchautor und Regisseur Lars Kraume hat zuletzt in „Der Staat gegen Fritz Bauer“ erfolgreich nach Spuren von Zivilcourage in der westdeutschen Justiz gesucht. Mit „Das schweigende Klassenzimmer“ macht er nun einen Sprung über die noch nicht gemauerte Grenze, um auch dort Mut und Standhaftigkeit zu finden: Dietrich Garstka war einer der 19 Schüler, deren Geschichte er im gleichnamigen Sachbuch festhielt.

Edda Bauer


Call me by your name

Sony • 01. März

Callmebyyourname PosterDer 17-jährige Elio (Timothée Chalamet) ist nicht gerade begeistert, dass er sein Zimmer im Landhaus seiner Eltern vorübergehend räumen muss. Der dort einquartierte Gaststudent ist ebenfalls nicht nach seinem Geschmack. Oliver (Armie Hammer) ist zehn Jahre älter, gutaussehend und selbstbewusst, und durch nichts aus der Reserve zu locken. Aus der ersten Abneigung wird widerwillige Bewunderung, dann Schwärmerei, und schließlich eine leidenschaftliche Affäre von der Art, die einem das ganze Leben versauen kann. „Call Me By Your Name“ ist direkt schmerzhaft in seiner Sinnlichkeit: Die Sonne, das Meer und die mediterrane Landschaft verschwören sich zu einem sommerlichen, der Jugend vorbehaltenen Paradies, in dem man vor lauter Gefühlen platzen könnte. Als Kinobesucher platzt man ein bisschen mit, denn Regisseur Luca Guadagnino kombiniert die Intimität seines Liebesfilms mit großer Ehrlichkeit, rauschhaft romantischen Bildern und drei wundervoll melancholischen Sufjan-Stevens-Songs.

Markus Hockenbrink


Arthur & Claire

Universum • 01. März

Plakat Arthur ClaireAbschied nehmen: Arthur (Josef Hader) fliegt nach Amsterdam, um sein Leben in einer Sterbeklinik zu beenden. Alles ist minutiös vorbereitet. Ein ruhiger Abend im Hotel, mit Rotwein und einem Abschiedsbrief. Das Letzte, was man im Leben macht, sollte man ordentlich machen, meint der Anfang 50-jährige. Doch seine Pläne werden jäh durchkreuzt, als ausgerechnet er seine 30-jährige Zimmernachbarin Claire (Hannah Hoekstra) von einem Selbstmordversuch abhalten muss. Nach anfänglichem Widerwillen landen die beiden ungleichen Suizid-Kandidaten schließlich im Nachtleben der Stadt, und Claire versucht nun ihrerseits Arthur davon überzeugen, seinen Todesplan aufzugeben. Josef Hader und Regisseur Miguel Alexander haben für ihr Drehbuch die Vorlage von Stefan Vögels gleichnamigem Theaterstück adaptiert. Mit einem sicheren Gespür für die emotionalen und schwarzhumorigen Momente wird „Arthur & Claire“ dabei niemals zum Rührstück, was auch den beiden wunderbaren Hauptdarstellern zu verdanken ist.

Jens Mayer