Kino

Belladonna Of Sadness

Rapid Eye Movies · 1. September

„Belladonna Of Sadness“ war kein großer Erfolg, als der japanische Animationsfilm 1973 auf der Berlinale gezeigt wurde. Sowohl Publikum als auch Kritik konnten wenig mit dem expliziten Kunstmärchen anfangen, das in einer von Klimt und Schiele entlehnten Ästhetik die Vergewaltigung einer Dorfschönheit und ihre anschließende Rache als Hexe erzählt. In der seitdem verstrichenen Zeit wurde Eiichi Yamamotos visuellem Höllentrip dagegen jede Menge kultische Verehrung entgegengebracht, was sich nun in einer aufwendigen Restaurierung mit anschließender Wiederaufführung niederschlägt. Die erneute Begegnung mit „Belladonna“ fällt wie gehabt verstörend aus, der Soundtrack des japanischen Rockpioniers Masahiko Sato klingt immer noch wie eine psychedelische Gehirnoperation, und die Botschaft des Films liegt weiterhin größtenteils im Nebel. Dass man es hier mit einem totalen cineastischen Einzelstück zu tun hat, erscheint inzwischen allerdings in einem umso klareren Licht.

Markus Hockenbrink