Musik

Album der Woche

Joco - Into The Deep

Columbia / Sony · 25. August

Josepha und Cosima sind Joco. Gemeinsam machen die beiden Schwestern eingängigen Indiepop, der alles andere als banal ist und nicht nur den Zeitgeist, sondern auch das Herz trifft.

So unkompliziert wie das klingt war letztlich auch der Weg der beiden zu ihrem musikalischen Wunschszenario. Die Schwestern sind in Kiel geboren und an der ostfriesischen Küste aufgewachsen. Das gemeinsame Singen ist seit den Kinderschuhen fester Bestandteil ihres Alltags. Nach dem Musikstudium in den Niederlanden und verschiedensten Banderfahrung besinnen sich die jungen Künstlerinnen auf ihre Wurzeln und finden in diesem besonderen Duo ihre musikalische Heimat. Wenn man diese Geschichte kennt, erklärt sich die außergewöhnliche Harmonie, die Josepha und Cosima mit ihren Stimmen erzeugen wie von selbst. Die wunderschöne Mehrstimmigkeit, die bei Joco mehr die Regel als Ausnahme ist, ist mit ihrer Perfektion und Wärme das weibliche Pendant zu den beliebten Norwegern Kings Of Convenience.
Seit ihrem Debüt "Horizon" hat sich in dieser Hinsicht nichts verändert. Die beiden Stimmen umgarnen sich auch beim neuen Album “Into The Deep” zu schönsten Klängen und machen dem Albumtitel alle Ehre, indem sie musikalisch nicht nur in die Tiefe, sondern auch in die Breite gehen. Beide Platten wurden unter anderem im legendären Abbey Road Studio in London aufgenommen. "Wir wollten uns bei dieser Platte keine Gedanken darum machen, ob und wie sich das alles später live umsetzen lässt“, berichtet Cosima. „Wir wollten einfach das Bestmögliche für jeden einzelnen Song und haben deshalb viel ausprobiert und experimentiert, ohne die Songs dabei zu überladen,” “Vielmehr ging es darum, ihre Größe in ganzer Purheit zu entfalten“, ergänzt Josepha. Und genau dafür haben Joco ein gutes Händchen. "Whale Song" beispielsweise beginnt nur mit Stimme, Klavier und einem unaufdringlichen Beat, der stetig weiter nach vorne prescht und einen dann mit verschiedenen Sounds tatsächlich in eine ganz neue Welt entführt. Bei "Pandora Drive" stehlen die spärlich eingesetzten Bläser- und Streicherklänge der Zweistimmigkeit nicht die Show, sondern treten in einen sanften Dialog. Aber Joco können nicht nur ruhig und melancholisch, sondern auch neckisch und mit Soul - zumindest wenn jemand ihr Herz zum Explodieren bringt. Gleiches werden die beiden mit ihren Songs jedem antun, der "Into The Deep" ein Ohr schenkt. Und ganz nebenbei ist es doch unglaublich erfrischend, dass Frauen mit ihrer Musik überzeugen und es dabei nicht nötig haben, auf knappe Outfits, fremde Songschreiber oder Auto-Tune zurückzugreifen.

Unser Fazit:
"I wanna stay a little longer/ I wanna breath a little deeper/ While the world keeps rushing by". Zeilen wie diese beschreiben "Into The Deep" perfekt. Joco sprechen nicht in komplex verschachtelter Poesie oder beschreiten musikalisches Neuland. Aber sie haben die große Gabe Songs über das Alltägliche so feinfühlig zu komponieren, dass sie jeden berühren, der kein Herz aus Beton hat.

Katharina Raskob