Musik

Alben der Woche

15.06. | E.S.T. • Nik Bärtsch • Ray Lamontagne

Foto: Jim Rakete

ESBJÖRN SVENSSON TRIO

E.S.T. Live In London

ACT • 11. Mai

ESTDie Spiel- und Improvisations-Freude des Jazz, gepaart mit der Kraft des Rock‘n Roll: für diese Mischung stand 15 Jahre lang das Esbjörn Svensson Trio. Die schwedische Band feierte in den Nullerjahren für europäische Jazzer bis dato ungekannte Erfolge. Der Höhenflug von E.S.T. endete allerdings auf brutale Weise, als Svensson 2008 bei einem Tauchunfall in den Schären Stockholms verstarb. Zum zehnten Todestag des Bandleaders erscheint nun der Mitschnitt eines Konzertes aus dem Jahr 2005. Ein paar Warm-up-Songs braucht es, dann tobt das Trio mit dem viertelstündigen „Mingle In The Mincing-Machine“ mit ekstatischer Wucht durch das Londoner Barbican Centre. Dan Berglund zeigt mit Verzerrern, wie abgründig ein Kontrabass klingen kann; Magnus Öström spielt sein Drumkit mit den Fingern. Dazu kommen sensationell feinfühlige Balladen wie „Believe Beleft Below”. Das perfekte Geschenk für Menschen mit offenen Ohren: Wer immer geglaubt hat, gar keinen Jazz zu mögen, sollte sich von E.S.T. eines Besseren belehren lassen.

Jan Paersch


NIK BÄRTSCH’S RONIN

Awase

ECM/Universal • 04. Mai

NikBärtschSongtitel? Viel zu suggestiv. Er wolle den Hörern ihre poetische Freiheit lassen, deswegen gebe es bei ihm lediglich durchnummerierte Module. So hat es Nik Bärtsch einmal gesagt, der Pianist und Leader von Ronin. Die Züricher „Zen-Funk“-Band, die seit 1997 streng durchkomponierte Groove-Welten erforscht, hat nun ihr erstes Studioalbum seit acht Jahren aufgenommen. Der Titel „Awase“ kommt aus dem japanischen Aikido und steht für „gemeinsame Bewegung“ – wie passend für eine rhythmusbetonte Band, deren Pianist und Drummer seit bald 35 Jahren zusammen spielen. Ronin, seit kurzem ein Quartett, borgen sich Elemente von Jazz, Minimal Music und Funk und formen daraus ihre ganz eigene hypnotische Klangwelt. „Ritual Groove Music“ nennt der geborene Schweizer Bärtsch seine Kunst. Die repetitiven Songs bauen sich minutenlang auf und kommen ganz ohne Soli aus. Das 18-minütige „Modul 58“ ist ein grandioser Trip und eine Lektion in Sachen Spannungsaufbau. Faszinierend minimalistische Kopfnickermusik.

Jan Paersch


RAY LAMONTAGNE

Part Of The Light

Sony Music • 18. Mai

RayLamOntagneSeit er 2004 mit „Trouble“ auf der Bildfläche aufgetaucht ist, hat sich der amerikanische Singer-Songwriter eine große Fangemeinde erspielt – die er aber auch immer wieder gerne herausfordert. So fiel das Ergebnis seiner Zusammenarbeit mit Dan Auerbach im Jahr 2014 nicht wenigen Anhängern zu opulent aus, sein letztes Werk „Ouroboros“ eröffnete der Grammy-Preisträger dann mit einem mehr als achtminütigen Sphären-Opus, auch sonst verzichtete er darauf weitgehend auf klassische Songstrukturen. Der Nachfolger gibt sich etwas gemäßigter und zugänglicher, vor allem die ausgekoppelte Single „Such A Simple Thing“, eine herzerweichende Akustikballade, würde sich im Radio neben den Ed Sheerans dieser Welt bestens machen. Doch so tickt LaMontagne nicht: Auf dem Album wird jeder kommerzielle Gedanke dadurch erstickt, dass die Nummer erst spät erklingt und dazu mit zwei knarzigen E-Gitarrenrockern ummantelt ist, als wolle er der Welt sagen: „Klar kann ich so etwas schreiben, aber ihr müsst euch das Liebliche erst erarbeiten.“ Chris Hauke

Chris Hauke