31.10. | Album der Woche: Anastasia Kobekina • Bach

Anastasia Kobekina stellt sich mit Bachs Cello-Suiten einem Repertoire, das für viele Musizierende zugleich Lebensaufgabe und Selbstbekenntnis bedeutet. Ihre Lesart ist dabei alles andere als konventionell: Mit einer Mischung aus historischer Sensibilität und persönlicher Radikalität legt sie die Gegensätze dieser sie schon lange begleitenden Musik offen – architektonische Strenge und emotionale Glut, intellektuelle Klarheit und intime Verletzlichkeit. Dass sie dafür verschiedene historische Instrumente wählt, verstärkt den Eindruck einer Suche nach Tiefe und Vielschichtigkeit, die jedoch nie akademisch wirkt, sondern unmittelbar berührt. Schon bei ihrem Album Venice wurde Kobekina vom britischen Gramophone Magazine gelobt, man vergesse mitunter, dass man einem Cello zuhöre – nun gelingt es ihr einmal mehr, die Suiten aus dem musealen Schatten zu befreien und in einen lebendigen Dialog mit der Gegenwart treten zu lassen. Ein klingendes Statement einer Musikerin, die Bach nicht nur spielt, sondern neu erlebbar macht.

Anastasia Kobekina
Bach
Sony Classical • 26. September