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31.07. | DVD Vorstellungen der Woche

Die Unterwerfung • Karl Marx - Der deutsche Prophet

UnterwerfungBasierend auf dem 2015 erschienenen, gleichnamigen Roman von Michel Houellebecq inszeniert Titus Selge ein Paris im Jahr 2022, indem ein muslimischer Politiker Staatspräsident wird und kurzum das Patriarchat und die Polygamie ausruft. Den Protagonisten François hatte Egdgar Selge bereits in der Theaterinszenierung am Deutschen Schauspielhaus Hamburg gegeben und mimt ihn für den Film daher gewohnt überzeugend. Francois verliert seinen Job als Literaturwissenschaftler, sein einziger Ausweg aus seiner Situation am Rande der Gesellschaft und zurück an die berühmte Sorbonne: er müsste zum Islam konvertieren. Gemeinsam ist Roman, Bühnenstück und Film die parabelhafte Erzählung, bei der Houellebecq abwechselnd Rassismus, Optimismus und Provokation vorgeworfen wird. Brisant ist das Thema des Films natürlich besonders im Hinblick auf die Zunahme von Populismus und gesellschaftlicher Spaltung. Sehenswert ist in jedem Fall, wie die beiden Selges die Dystopie in Szene setzen und dem Zuschauer offene Fragen zumuten.

Lars Backhaus


KarlMarxKaum ein anderer deutscher Autor hat weltweit für soviel Furore gesorgt wie Karl Marx. Da ist es nur konsequent, dass Regisseur Christian Twente sich dem bewegten Leben des Denkers zu seinem 200. Geburtstag angenommen hat. Passend auch, dass dieser in eine Zeit der sich wiederholenden Finanzkrisen und der hyperkapitalisierten Globalisierung fällt. In Form eines Dokudramas wirft er einen Blick auf Marx‘ letztes Lebensjahr aus der Sicht seiner Tochter Eleanor (Sarah Hostettler), Mario Adorf spielt den gealterten Philosophen. In Kommentaren von Historikern und Finanzexperten geht der Film der Frage auf den Grund, ob Marx Aussagen über den Kapitalismus und seine Folgen, bis heute von Bedeutung sind, wenngleich sich seine Prognosen (noch) nicht erfüllt haben. Es ist die Vielschichtigkeit der Persönlichkeit Marx', die hier besonders gut zum Tragen kommt: Der Bildungsbürger, der sich mit der Arbeiterschaft solidarisiert, der Kritiker, der andere inspiriert, aber auch der Familienvater und alternde Mann. Carolin Hense