Literatur

30.09. | Buch der Woche

Bas Kast • Das Buch eines Sommers

Diogenes

Bas Kast
Das Buch eines Sommers

Diogenes, 240 Seiten

Froh sei er, nicht mehr nur auf Ernährungstipps angesprochen zu werden, sagt Bas Kast nach dem GALORE-Interview, das Sie in der kommenden Ausgabe vom 15.10. nachlesen können. Der deutsch-niederländische Wissenschaftsautor wurde im Jahr 2018 mit der Nahrungs-Fibel „Der Ernährungskompass“ – aktuell bereits in der 32. Auflage erhältlich – schlagartig bekannt. Kasts erster Roman hat nun so gar nichts mit Ernährung zu tun, sondern begibt sich auf philosophisches Terrain. Er erzählt von Nicolas, dessen größter Traum es ist, Schriftsteller zu werden – wie sein Onkel. Doch es kommt zunächst anders: Nicolas übernimmt nach dem Tod seines Vaters dessen Pharmazieunternehmen und findet neben familiären Verpflichtungen und anderen Zwängen auch deswegen keine Zeit, um seinen wahren Zielen nachzugehen. Als sein Onkel stirbt, verliert Nicolas den einzigen Menschen, der an ihn geglaubt hat. Doch das Leben hält schon die nächste Überraschung parat: Nicolas findet am unwahrscheinlichsten Ort den Schlüssel, der ihm hilft, zu dem zu werden, der er wirklich ist. Bas Kast entspinnt aus diesem Setting eine klug konstruierte Coming-of-Age-Geschichte, die den endlosen Weg zur Selbstfindung thematisiert: Wohin mit mir? Was zählt wirklich im Leben? „Es geht um die Hürden, nicht um das, was einem zufliegt“, zitiert Kast den englischen Philosophen Alan Watts. Enttäuscht wird hier nur, wer einen zweiten „Ernährungskompass“ erwartet hat.

Johannes Baumstuhl