Musik

Foto: Act Music

Rhythmus ist alles

Für sein neues Album komponierte Jazzschlagzeuger Wolfgang Haffner nur auf seinem Hauptinstrument – und fand so eine neue kompositorische Freiheit.

Wolfgang Haffner, den ausschlaggebenden Gedanken für Ihr neues Album »Life Rhythm« hatten Sie durch Ihr erstes Solo-Konzert in Schloss Elmau im Jahr 2022.
Ich hatte dort eine Residenz angeboten bekommen und stand vor der Frage, wie ich diese gestalten könnte. Ich hatte die Idee, fünf Konzerte zu machen, die sich dramaturgisch steigern: Solo, im Duo mit meinem Freund Michael Wollny, im Trio, im Quartett und zum Schluss ein gemeinsames Konzert mit allen Beteiligten. Das Solo-Konzert war der Ausgangspunkt und stellte für mich eine besondere Aufgabe dar. Ich entschied mich, verschiedene Stationen auf der Bühne zu nutzen: eine Trommelstation ohne Becken, eine Station nur für Becken, ein »normales« Schlagzeug mit Effektpedalen und eine Percussionstation mit einem elektronischen Pad für Loops. Die Idee war, durch diese verschiedene Stationen eine interessante Struktur zu schaffen.

Normalerweise komponieren Sie auf dem Klavier, diesmal nahm alles am Schlagzeug seinen Ursprung.
Das Komponieren vom Schlagzeug aus ist ganz anders. Ich lege zuerst die Atmosphäre fest, das rhythmische Gerüst. Wenn ich am Klavier schreibe, schreibe ich zuerst die Harmonien und die Melodie. Am Ende bleibt oft relativ wenig Platz. Das Spannende daran, mit dem Schlagzeug zu schreiben: Da ist zunächst einmal nichts. Du hast einen treibenden Rhythmus. Vielleicht braucht es nur eine Melodie, manchmal vielleicht sogar gar keinen Bass, weil das Schlagzeug diese Frequenzen schon abdeckt. Es ist einfach ein anderes, ich würde sagen offeneres Arbeiten.

Welche Bedeutung hat der Titel »Life Rhythm« für Sie?
Rhythmus ist die Essenz jedes Lebens. Von morgens bis abends bin ich mit Rhythmus beschäftigt, in jeder Hinsicht. Egal ob ich in den Supermarkt gehe, spaziere oder ins Flugzeug steige – jeder einzelne Tag hat immer einen speziellen Rhythmus. Der ist oft anders, aber immer sehr strukturiert.

Seit mehreren Jahren spielen Sie mit Simon Oslender und Thomas Stieger. Wie hat sich die Dynamik in diesem Trio entwickelt und was macht es für Sie so besonders?
Das Trio mit Simon und Thomas ist die intensivste und beste Band, die ich jemals hatte. Wir verstehen uns blind, teilen musikalische Vorlieben und haben eine ähnliche Soundästhetik. Wenn wir unsere Plattenschränke vergleichen würden, wäre wahrscheinlich mindestens die Hälfte davon deckungsgleich.

Wolfgang Haffner
Life Rhythm
Act Music, 30. August

Wolfgang Haffners Komposition ist im von seiner Liebe zu Bach geprägten Hang zu starken Melo- dien und Harmonien verankert – da bildet auch »Life Rhythm« keine Ausnahme. Neu ist, dass Haffner diesmal ausschließlich sein Hauptinstrument – das Schlagzeug – als Kompositionswerkzeug nutzte und damit Klangräume ganz anders ausloten konnte. Hier treffen treiben- de Trommel-Rhythmen auf eingängige Melodien, hervorragend performt von Haffners Kerntrio und erweitert von Gaststars wie Nils Landgren und Bill Evans