30.05. | Album der Woche: Mt. Joy • Hope We Have Fun

Bloomfield / Virgin

30.05. | Album der Woche - Mt. Joy • Hope We Have Fun
Foto: Caity Krone

Einfach lauter drehen

Mt. Joy machen Indie-Folk, der nach frühsommerlichem Fahrtwind verlangt. Dass das die Weltklage verklären würde, lässt Sänger Matt Quinn so nicht stehen.

Matt Quinn, der Titel des neuen Mt-Joy-Albums klingt unbeschwert, vielleicht auch ein wenig wehmütig – was steckt hinter »Hope We Have Fun«?
Dieses Album entstand in dem Moment, in dem sich zum ersten Mal echter Erfolg bei uns eingestellt hat. Wir haben einiges geopfert, um dahin zu kommen, wo wir jetzt stehen. Der Satz »Hope we have fun« unterstreicht das Gefühl, das aufkommt, wenn wir vor diesen Menschen-mengen auf der Bühne stehen und ich dabei die Bandkollegen sehe, die mittlerweile Familie sind, und wie sie ihre Träume verwirklichen.

Spiegelt sich hier auch der Wunsch nach Unbekümmertheit, in einer Welt, die völlig aus den Fugen geraten ist?
Unbedingt. Wenn man fast ein Jahrzehnt unterwegs war, wird einem klar, welche Rolle die eigene Musik im Leben anderer Menschen spielt. Es sind definitiv harte Zeiten, und es gibt aktuell mehr als genug Gründe für Verzweiflung. Aber ich bin überzeugt, dass Musik eine wichtige Funktion erfüllen kann, wenn es darum geht, sich irgendwo Freude zu bewahren und Momente des Glücks zu formen.

Was antwortet ihr jemandem, der euren unbeschwerten Sound in der jetzigen Zeit als naiv empfindet?
Die Welt hat sich natürlich seit der Fertigstellung des Albums noch einmal stark verändert. Der Titel ist sicher kein politisches Statement zur aktuellen Lage. Aber naiv wäre es, das Weltgeschehen zu ignorieren – und genau das tut dieses Album eben nicht. In »God Loves Weirdos« heißt es: »The world looks insane as it circles the drain.« »Coyote« ist ein Aufruf zum Handeln und der Titelsong eine Liebeserklärung inmitten eines apokalyptischen Meeresspiegelanstiegs. Wir wollen den Menschen Glücksmomente schenken – und wenn du denkst, unsere Musik sei weltfremd, dann dreh sie einfach etwas lauter auf.

Das angesprochene Stück »Coyote« wurde ursprünglich von den Geräuschen der Kojoten am Mount Washington in L.A. inspiriert. Wie kam es dazu?
Wenn wir von einer Tour zurückkommen, machen wir meist eine kleine Pause und treffen uns dann, um neue Musik zu schreiben. Einige Bandmitglieder leben in Los Angeles, also bin ich dorthin gereist und habe in einem Airbnb im Canyon gewohnt. Es ist ein wunderschöner Ort, um in die Natur einzutauchen. Gerade in schwierigen Zeiten kann man viel von der Natur lernen. Kojoten, die zusammenarbeiten, um zu überleben – das ist sehr nah dran an den Herausforderungen, denen wir begegnen.


Mt. Joy Hope We Have Fun Album

Mt. Joy
Hope We Have Funktion
Bloomfield / Virgin • 30. Mai

Banjos, Akustikgitarren und die säuselnde Stimme von Frontmann Matt Quinn, die suggeriert, dass der amerikanische Traum noch intakt ist, wenn man nur fest genug daran glaubt. Wer hier argwöhnisch wird, dem empfiehlt Quinn, lauter zu drehen, wenn Bassdrum und Schellenkranz zusätzlich animieren. Mit diesem Konzept hat es die fünfköpfige Band aus Philadelphia zuletzt bis in den Madison Square Garden geschafft. Entsprechend klingt »Hope We Have Fun« auch nach großer Bühne, Mitklatsch-Passagen und dem Vorhaben, für gute Laune zu sorgen.

Daniel Thomas


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