Kino
30.01. | Kinostart der Woche
Der Brutalist
Bild: © Universal Pictures
Der ungarische jüdische Architekt László Tóth (Adrien Brody) hat den Holocaust überlebt und wandert 1947, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, in die USA aus. Seine Frau Erzsébet (Felicity Jones) und seine Nichte Zsófia musste er zurücklassen. In den Pennsylvania kommt er bei seinem Cousin Attila unter und arbeitet in dessen Möbelgeschäft. Nichtsdestotrotz ist das Leben in den USA nicht leicht für den ehemaligen Bauhaus-Architekten. Er ist Armut und Erniedrigung ausgesetzt, landet auf der Straße und rutscht in eine Morphium-Sucht. Er schafft es, mit Hilfsarbeiten auf dem Bau über die Runden und lebt in einem christlichen Männerwohnheim. Bis Harrison Lee Van Buren (Guy Pearce), der örtliche Tycoon, auf den ausländischen Architekten aufmerksam wird und ihm anbietet, ein monumentales Projekt zu verwirklichen. László lebt fortan auf dem Anwesen seines Bauherrn und kann seine Frau nachholen. Allerdings spitzen sich die Konflikte rund um sein Projekt zu.
In "Der Brutalist" erschafft Regisseur Brady Corbet eine ergreifende fiktive Biografie rund um das Leben von Einwanderer:innen in die Vereinigten Staaten in der Nachkriegszeit. Der Film ist die dritte Regiearbeit des hauptsächlich als Schauspieler tätigen Corbet. Dieser schafft es, den Film bei einer Länge von dreieinhalb Stunden, inklusive Pause, nicht lang wirken zu lassen. Corbet zeigt sich unglaublich ambitioniert, experimentierfreudig und ebenso, wie sein Hauptcharakter Lázló bei dessen Magnum Opus, kompromisslos. Das zeigt sich zum Beispiel an der Drehart des Films. Durch die Verwendung des analogen Formats Vista Vision, das 1954 eingeführt und vor allem in den zehn Jahren danach verwendet worden ist. Durch die daraus entstehenden Texturen und Farben, bekommt „Der Brutalist“ eine Atmosphäre, die an das Kino der 1950er Jahre erinnert.
Der Film vereint eine epische Einwanderungsgeschichte mit dem Konflikt zwischen Besitzenden und Könnenden, ausgetragen über Baukunst, mit welcher sich Corbet bereits in seinem vorherigen Film „Vox Lux“ auseinandersetzte. In diesem Konflikt glänzt der Cast. Guy Pearce spielt seine wohl bis jetzt beste Rolle als opportunistischer Selfmade-Millionär Harrison Lee Van Buren, sein Sohn Harry Lee, gespielt von Joe Alwyn, tritt passend schmierig und privilegiert auf. Im Kontrast dazu steht Adrien Brody, dessen Mutter selbst aus Ungarn in die USA migrierte, als perfektionistischer László Tóth, der immer wieder Rückschläge einstecken muss. Ihm zur Seite steht, als Erzsébet Tóth, Felicity Jones, die durch ihre empathische Art einen angenehmen Kontrast zum ambitionierten und kompromisslosen Streben von Lázló bietet.
Der Brutalist 3 Std. 34 Min.