Kino

29.11. | Kinostart der Woche

The House That Jack Built

The House that Jack built The House That Jack Built

Concorde • 29. November

Die Abgründe der menschlichen Seele standen immer im Zentrum der Filme von Lars von Trier, dazu gesellt sich nun enorme Brutalität.

Herr von Trier, warum haben Sie sich dafür entschieden, einen Film über einen Serienkiller zu drehen?

Ich war mir sicher, dass mir viel Originelles zu einem Psychopathen einfallen würde. Ich war zum Beispiel immer schon sehr angetan von Patricia Highsmith und ihren Psychopathen. Es ist doch faszinierend, dass diese Leute fest davon überzeugt sind, mit ihren Plänen durchzukommen, ganz gleich wie lächerlich die bei Licht betrachtet sind. Schon diese Tatsache allein öffnet die Tür höchst amüsante Dialoge.

Man könnte in „The House That Jack Built“ die Botschaft hineindeuten, dass jeder Künstler auf gewisse Weise ein Mörder ist...

Würde ich so nicht unterschreiben. Aber was mein Film sicherlich andeutet, ist dass Kunst verletzen kann. Künstler zu sein ist deswegen immer eine egoistische Sache.

Bleiben wir noch bei Ihrem Serienkiller, der an einer Zwangsneurose leidet. Wie sehr haben Sie sich mit dem Thema beschäftigt?

Meine Recherchen in Sachen Zwangsneurosen reichen über 30 Jahre zurück, schließlich leide ich selbst an einer. Mir war einfach danach, die irgendwie lustige Seite daran zu zeigen. Aber glauben Sie mir, Zwangsneurosen bringen auch sehr viel heftigere Situationen mit sich, die ich im Film weggelassen habe.

Andererseits schrecken Sie hier vor nichts zurück, was bei der Weltpremiere in Cannes dazu führte, dass viele Zuschauer empört den Saal verließen...

Ich habe mir nicht bewusst vorgenommen zu schockieren. Aber ich wollte in jeder Hinsicht ans Limit gehen, und dazu gehört nun einmal bei einer solchen Geschichte auch explizite Gewalt. Hätte ich die nicht gezeigt, wäre das feige gewesen. Ich kann nicht behaupten, dass mir diese Brutalität dezidiert Spaß gemacht hätte. Doch ich bin der Überzeugung, dass man sich ihr im Falle dieser Geschichte stellen muss. Oder eben das Kino verlassen.

Sie haben bereits zu Protokoll gegeben, dass die Arbeit an „The House That Jack Built“ für Sie psychisch wie physisch sehr schwierig war. Hatte das mit der Gewalt zu tun?

Kein bisschen. Das hatte sowieso mit dem Film nichts zu tun, sondern lag nur an meinen Angstattacken. Ich werde Ihnen all die unschönen Details meiner Symptome ersparen. Aber kurz gesagt: mir ging es damals nicht gut, was die Arbeit sehr erschwert. Denn die größte Angst von allen ist die, bei einem Dreh nicht in der Lage zu sein, wirklich präsent zu sein. In jedem Sinne des Wortes.

Interview: Patrick Heidmann

Fazit: Die Gewaltausbrüche (nicht zuletzt gegen Frauen und Kinder), die von Trier seinem Publikum mittels seines Serienkiller-Protagonisten (Matt Dillon) zumutet, überschreiten die Grenze des Erträglichen mehr als einmal. Wen das nicht stört, erwartet hier nicht nur eine Abhandlung über das Böse, sondern auch über Kunst und Architektur.