Literatur

28.09. | Buch der Woche

Hillary Clinton/Louise Penny • Staat der Angst

HarperCollins

28.09. | Buch der Woche - Hillary Clinton/Louise Penny • Staat der Angst

Nennen wir es beim Namen: Es kann viel schiefgehen, wenn Prominente den Drang verspüren, Bücher zu schreiben, und noch mehr, wenn es sich um fiktionale handelt. Ex-US-Außenministerin und doch-nicht-Präsidentin Hillary Clinton tut es mit „Staat der Angst“ ihrem immer-noch-Gatten Bill gleich, der im Jahr 2018 mit Bestsellerautor James Patterson die Köpfe zusammengesteckt und mit „Die Tochter des Präsidenten“ einen veritablen Hit gelandet hatte. Die Kollaborateurin ihrer Wahl ist Louise Penny, deren Krimis um den versierten Inspektor Armand Gamache ein Millionenpublikum erreichen. Eine gute Wahl. Sicher, erwarten sollte man keine Nobelpreisliteratur, aber die atemlose, den Globus umspannende Geschichte um US-Außenministerin Ellen Adams entwickelt doch einen mitreißenden Sog, der sicherlich auch damit zusammenhängt, dass nicht wenig von Hillary Clinton in Protagonistin Ellen Adams steckt. Diese, eine politische Quereinsteigerin, muss mysteriöse Bombenanschläge aufklären und glaubt zu wissen, wer dahintersteckt: der pakistanische Waffenhändler Bashir Shah. Die Anschläge scheinen aber auch mit den Recherchen ihres Journalisten-Sohnes Gil zu tun zu haben, und schließlich führt eine Spur des Terrors bis ins Weiße Haus. Faszinierend an „Staat der Angst“ ist, dass Clinton nicht nur ihren Namen fürs Cover beisteuerte, sondern eben auch intensiv an Plot und Figuren mitgewirkt hat, spürbar etwa in einer Episode über die nicht näher benannte deutsche Kanzlerin oder im robust feministischen Ton, auch im Gestus der Rettung der amerikanischen und dann gleich noch der weltweiten Demokratie. Das ist sicherlich nicht immer subtil, aber unterhaltsam ist es allemal. Ein echter Pageturner.

Hillary Rodham Clinton & Louise Penny
Staat der Angst

Harper Collins Taschenbuch, 560 Seiten

Johannes Baumstuhl