Musik

28.04 | Album der Woche

Rebekka Bakken • Always On My Mind

Sony Masterworks

28.04 | Album der Woche - Rebekka Bakken • Always On My Mind

Foto: Gregor Hohenberg


Die Beatles vergessen

Auf »Always On My Mind« umreißt Rebekka Bakken ihr Leben anhand der Interpretation von fünfzehn Songs. Von deren Autoren galt es sich freizumachen.

Wie covert man Songs, die man eigentlich gar nicht mehr covern kann – wie zum Beispiel »Yesterday« von den Beatles? »Wie bei jedem Song muss man die Künstler, die ihn geschrieben haben, vergessen«, erklärt Rebekka Bakken. »Es geht nicht um den Künstler, es geht nicht um mich oder irgendjemand anderen. Es muss ausschließlich der Song im Mittelpunkt stehen.« Das Arbeiten mit Fremdkompositionen auf Albumlänge ist für die norwegische Sängerin kein unbekanntes Terrain. Bereits 2014 nahm sie sich auf »Little Drop Of Poison« dem Songkatalog von Tom Waits an. Auch auf ihrem neuen Studio-Output sind einige Interpreten des weltweiten popkulturellen Songbooks vertreten – aber Bakken geht noch weiter und mischt auch den einen oder anderen bekannten Pop-Schmachtfetzen darunter: »It Must Have Been Love« von Roxette oder »(Everything I Do) I Do It For You« von Bryan Adams etwa. » Es waren einfach Songs, die ich immer im Hinterkopf hatte«, erklärt sie die Songauswahl im Gespräch. Macht es eigentlich vom Risikobewusstsein her einen Unterschied, Tom Waits oder Roxette zu covern? »Nicht wirklich«, sagt sie. »Man springt in unbekannte Gewässer. Ich wusste nicht, wohin es mich führen würde, als ich die Tom-Waits-Platte machte. Hier war es ganz genauso. Das kann ziemlich beängstigend sein. Man muss sich einfach fallen lassen.« Apropos fallen lassen: »The Art Of How To Fall«, Rebekka Bakkens Solodebüt, feiert dieses Jahr seinen 20. Geburtstag. Zum Zeitpunkt seines Erscheinens hatte die Musikerin bereits einige Jahre Erfahrung in der New Yorker Musikszene sowie mehrere Alben mit Julia Hülsmann und Wolfgang Muthspiel im Ärmel. Dass man sie immer noch oft als Jazzsängerin einordnet, ist für sie nicht ganz verständlich: »Das war für mich immer etwas irritierend«, erklärt sie. »Gerade zu Beginn meiner Karriere wusste ich nicht viel über Jazz. Ich hatte Jazzmusiker in meiner Band, weil ich dachte, sie könnten irgendwie verstecken, wie simpel meine Songs in Wirklichkeit sind. Das hatte mit Unsicherheit zu tun.« Diese Unsicherheit ist längst nicht nur ihrer Erfahrung, sondern auch einer Experimentierlust gewichen – und genau die ist für gute Coverversionen so unerlässlich: »Man muss sich die Songs einfach zu eigen machen, in ihr Inneres vordringen. Man muss einen Platz finden, von dem aus man im Stück landen kann.«


Rebekka Bakken - Always On My Mind

Rebekka Bakken
Always On My Mind

Sony Masterworks, 28.04.

Eines haben die fünfzehn Stücke, die Rebekka Bakken auf ihrem neuen Album interpretiert, musikalisch gemeinsam: Die Band bettet Bakkens ungemein farben- und umfangreiche Stimme in atmosphärisch dichte Arrangements. Diese können mal richtig schön sumpfig rumpeln oder sich flächenhaft über spärlicher Klavierbegleitung ergießen. Egal ob bei Stücken von Finneas O’Connell, Roxette oder Bob Dylan: Das funktioniert nicht nur hervorragend, sondern gibt der bunten Songauswahl einen roten Faden.

Markus Brandstetter