Musik

28.02. | Album der Woche

Heather Nova • Breath And Air

V2 Records · 21. Februar

28.02. | Album der Woche - Heather Nova •  Breath And Air
Foto: Vincent Lions

Gesichtslos

Auf dem Cover des neuen Albums der Singer-Songwriterin Heather Nova ist erstmals nicht ihr Gesicht, sondern ein von ihr gemaltes Bild zu sehen. Was steckt dahinter?

„Breath And Air“ ist Ihr zwölftes Album – und nach Ihrem Debüt vor mehr als 30 Jahren das erste, auf dem Sie nicht auf dem Cover zu sehen sind. Warum nicht?

Ich hätte es langweilig gefunden, wieder mein Gesicht auf dem Cover zu sehen. Das haben wir jetzt so häufig gemacht. Die Leute finden, es ist Teil meiner Marke. Das stimmt ja auch, aber es war dennoch an der Zeit, etwas zu verändern. Man sollte aber deswegen nicht auf die Idee kommen, ich würde mit dem Cover etwas bescheidener auftreten.

Weil ein Gemälde von Ihnen zu sehen ist.

Genau. (lacht) Es ist Teil einer Serie, die ich zuletzt gemalt habe. Andere Bilder daraus sind im Booklet zu sehen.

Schöpfen Sie beim Malen und Songwriting aus der gleichen kreativen Quelle?

Ich denke schon, ja. Beide Richtungen sind auf gewisse Weise limitiert. Beim Malen fehlen mir die Worte. Bei der Musik fehlt das visuelle Element. Klar, ein Albumdesign kann das auffangen, aber beim Erschaffen selbst sind diese Limitierungen real. Und ich mag das. Weil es mich dazu bringt, mich auf die kreativen Ebenen zu fokussieren, die möglich sind.

Wann sind Sie besonders kreativ?

Wenn ich mich bewege, spazieren gehe. Ich habe mein Smartphone immer mit dabei, um eine Melodie, die mir einfällt, festzuhalten. Würde ich das nicht machen, würden mir sehr viele Lieder verloren gehen. Einmal hatte ich es nicht dabei. Bewusst, weil ich Abstand davon gewinnen wollte, ständig erreichbar zu sein. Mir fiel eine Melodie ein, ich summte sie vor mich hin, um sie nicht zu verlieren. Da sah ich aus der Entfernung einen guten Bekannten. Ich wusste, bei einer Begegnung würde ich reden müssen – und mir würde die Melodie verloren gehen. Also bin ich summend und vor mich her singend einen Umweg gelaufen.

Hätte der Bekannte kein Verständnis gehabt?

Doch, aber allein die Erklärung hätte vielleicht den Verlust des Songs bedeutet. Und ganz ohne Erklärung jemanden zu ignorieren, während man vor sich her singt? Das ist sozial unerwünschtes Verhalten. (lacht)

Fühlen Sie sich verletzlich, wenn Sie kreativ sind?

Jedes Kunstwerk bietet Raum für Wahrheit. Und solche wahrhaften Momente machen einen immer verletzlich. Schließlich geht es in einem Song darum, sich emotional zu öffnen und Traurigkeit zuzulassen.

Ist Kunst für Sie eine Art Selbsttherapie?

Nennen wir es: eine Form von Lebensbewältigung.


Nova - Breath and Air

Heather Nova

Breath And Air

V2 Records • 21. Februar

Heather Nova lebt seit einigen Jahren wieder auf den Bermuda Inseln, dort, wo sie geboren wurde. Das Wasser des karibischen Ozeans ist für die Menschen ein ständiger Begleiter. „Breath And Air“ versammelt Songs über das Meer und die Natur. Über Poseidon und den Einfluss des Wassers auf den Menschen. Die Musik zu Novas leicht verständlichen Texten ist gewohnt melancholisch und sanft. Mit dem Cello als kongenialem und melancholischem Partner ihrer unverkennbaren Stimme.

André Boße