Musik

28.01. | Album der Woche

Eels • Extreme Witchcraft

E-Works

Foto: Gus Black


Träume von Zerstörung

Nach zwanzig Jahren arbeitet Mark Oliver Everett erneut mit PJ-Harvey-Produzent John Parish zusammen und schreibt sein vierzehntes Eels-Album – eines, das er nicht hat kommen sehen.

Mr. Everett, nur fünfzehn Monate nach „Earth To Dora“ erscheint ein neues Eels-Album. Warum die Eile?
Das war Zufall. Ich habe noch gar nicht daran gedacht, eine neue Platte zu machen, weil die letzte für meine Verhältnisse nicht so lange her ist. Ich bekam überraschend eine SMS von Mark Romanek, dem Regisseur des allerersten Eels-Videos. Er wollte mir mitteilen, dass er in letzter Zeit immer wieder auf unser Album "Souljacker" angesprochen wird, was für mich insofern interessant war, weil er damit gar nichts zu tun hatte. Da dachte ich, ich sollte mal schauen, was John Parrish so macht, mit dem ich damals "Souljacker" aufgenommen habe. Ich schrieb ihm eine E-Mail und glücklicherweise hatte er Zeit.

Wie haben Sie nach so langer Zeit wieder für ein Album zusammengefunden?
Das war einfach. John kommt mit großartigen Ideen, auf die ich selbst nie käme, an die ich aber intuitiv anknüpfen kann. Er war in Bristol und ich in Los Angeles. Als wir „Souljacker“ aufnahmen, war es ähnlich. Damals kam er letzlich zu mir und wir haben das meiste in meinem Studio aufgenommen. Bei der jetzigen Platte lief wegen der Pandemie alles remote ab. Ich gebe das nicht gerne zu, weil das Album gar nicht klingt, als wäre es auf diesem Weg entstanden. Es klingt, als wären wir im selben Raum.

„Souljacker“ gilt als das rockigste Album der Eels. Die neue Platte knüpft folglich an eine ruppigere Vergangenheit an, und nicht etwa an den ruhigen, unmittelbaren Vorgänger.
Manchmal passiert das automatisch. Ich erinnere mich daran, als wir 2005 mit einem Streicher-Quartett auf Tour waren und jeden Abend Akustik-Gitarren spielten. Nach 80 solcher Shows fing ich an, davon zu träumen, wie ich Dinge kaputtmache und einfach rocken möchte. Ich genieße es, nach „Earth To Dora“ wieder zu rocken.

So wie Sie zum Abendessen „Strawberrys And Popcorn“ im gleichnamigen Song genießen?
In letzter Zeit bestehen viele meiner Mahlzeiten aus dem, was mein vierjähriger Sohn übriglässt. Als ich abends zu faul war, zu Kochen, kam mir eine Schüssel mit halb gegessenen Erdbeeren und Popcorn sehr gelegen. Das war eine schöne Kombination aus süß und salzig. Das passt ganz gut zu mir.

Kommt es Ihnen als Vater auch gelegen, eine Weile nicht auf Tour sein zu können?
Ich sehne mich immer danach auf Tour zu gehen, wenn ich zu Hause bin. Bin ich dann auf Tour, vermisse ich meinen Sohn. Es ist Teil meines Lebens, immer etwas zu vermissen.

Eels - Extreme Witchcraft Cover

Eels
Extreme Witchcraft

E-Works/Rough Trade, 28.01.
Man könnte Mark Oliver Everett beinahe als Opportunisten bezeichnen, der per Zufall an eines seiner eigenen Referenzwerke erinnert wird und die freie Zeit seines damaligen Produzenten John Parish umgehend nutzt, um an die gemeinsame „Souljacker“-Zeit anzuknüpfen. Man kann aber auch einfach entzückt honorieren, dass die Eels ihren Blues lange nicht derart gegen den Strich gebürstet haben wie auf „Extreme Witchcraft“. Und dass ihnen raubeiniger Trotz mindestens so gut steht wie die Trost spendenden Songs von „Earth To Dora“.

Daniel Thomas