Musik

27.07. | Album der Woche

Get Well Soon • The Horror

Foto: Clemens Fantur

GET WELL SOON

The Horror

Caroline • 08. Juni


In Angst vereint

Mit seinem neuen Album greift Konstantin Gropper von Get Well Soon das gesellschaftliche Klima auf: „The Horror“ handelt von der Angst in all ihren Facetten.

Getwellsoon„Horror makes the world go round“, heißt es auf Ihrem neuen Album. Finden Sie wirklich?

Leider scheint es so zu sein. Diese Zeile ist auch eine Art Selbstreferenz, weil mein letztes Album den sehr schönen Gedanken hatte, dass Liebe ganz viel retten kann. Ich bin aber zu dem Schluss gekommen, dass die Welt im Moment eher von Angst bestimmt wird. Wovor haben Sie Angst?

Ganz banal davor, wovor wahrscheinlich alle Angst haben: Krankheit oder Tod von mir und Menschen, die ich liebe. Darüber hinaus befinden wir uns gesellschaftlich in einer besonderen Situation. Man weiß gar nicht, wovor man als erstes Angst haben soll. Die AfD ist im Bundestag, Trump ist Präsident – das ist doch absurd.

„I don’t think I can relax here anymore / with Nazi-bitches speaking in my hood”, worauf spielen Sie hier in „The Only Thing We Have To Fear“ an?

Die Veranstaltungen der AfD in Mannheim finden tatsächlich in unmittelbarer Nähe meiner Wohnung statt. Dort fiel das berühmte Zitat, man solle an der Grenze notfalls auf Flüchtlinge schießen. Mein Albtraum wäre, dass in Deutschland das Gleiche passiert wie in Österreich, wo die FPÖ jetzt in der Regierung sitzt.

In „Nightjogging“ hingegen geht es um Übergriffe von Männern auf Frauen. Ihr Beitrag zu #MeToo?

Der Song ist eher von Pussygate und der Silvesternacht in Köln beeinflusst. Danach gab es überall K.O.-Spray zu kaufen. Es ist normal geworden, dass Frauen im Dunkeln nicht alleine joggen gehen können. Das wird nicht mal hinterfragt, schon gar nicht von Männern – es ist eher eine Gelegenheit, sich heroisch aufzuspielen und die Frau zum Taxi zu bringen. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns.

In „(Finally) A Convenient Truth“ kommen Sie schließlich zu der Erkenntnis, dass niemand von uns mit seinen Ängsten alleine ist. Ein Trost?

Eigentlich ist es ja eine traurige Feststellung, aber ein komplett angstfreies Leben gibt es sowieso nicht. Die Erkenntnis, dass es allen so geht, ist vielleicht insofern tröstlich, als dass man sich keinem unbesiegbaren Gegner gegenübersieht. Und mitder Zeile meine ich, dass diese Angst vielleicht eine positive Bewegung auslöst. Dass alle aufwachen. Man muss sich positionieren – wenn auch aus Angst. Proteste sind immer aus Missständen entstanden.

Interview: Nadine Wenzlick