Musik

27.04. | Album der Woche

Theo Lawrence & The Hearts • Homemade Lemonade

Foto: AGNES CLOTIS

Ein junger Franzose wildert sich durch das amerikanische Musikerbe zwischen Soul, Blues und Country – mit selbstgeschriebenen Songs.

Lawrence_Cover „In meiner Schule gab es jedes Jahr ein Musikfest mit Bandwettbewerb“, sagt Theo Lawrence, der wirklich so heißt. „Die Leute in der Band, die ich am meisten bewunderte, waren alle 18 und Könner an ihren Instrumenten. Ich dagegen war erst elf und bloß Zuschauer. Also habe ich mir zu Weihnachten eine Gitarre gewünscht, damit ich im nächsten Jahr dieser Band angehören würde.“ Lawrence hielt Wort, brachte sich das Instrument und den Gesang bei und stand zwölf Monate später mit einer Cover-Version von Aretha Franklins „Respect“ auf der Bühne: „Ich wusste zwar nicht, wie man eigene Songs schrieb, aber seit damals war ich nie wieder ohne Band.“ Seitdem sind kaum ein Dutzend Jahre vergangen, und das mit dem Songwriting hat Lawrence inzwischen ebenfalls gemeistert. Sein Debütalbum hört auf den uramerikanischen Namen „Homemade Lemonade“ und versammelt zehn Stücke, die ebenfalls wie US-Importe wirken. Gleich der Opener „Heaven To Me“ klingt wie eine vergessene Motown-Single mit aufs Ganze gehender Stimme vor vollblütiger Produktion – Eigenschaften, die auch den Rest der Kollektion auszeichnen. „Ich finde etwas in Soul und Country-Musik, das ich sonst nirgendwo finde“, sagt der Sänger. „Das Storytelling, die Art, wie die Leute dort einfach über ihre Umgebung schreiben. Das sind keine Superstars, sondern normale Menschen mit normalen Leben, die dieses Leben trotzdem mit großer Poesie beschreiben können. Ich mag es, wenn jemand etwas auf eine einfache Art ausdrückt, auf die man selbst trotzdem nie gekommen wäre.“ Ganz so poetisch geht es bei Theo Lawrence & The Hearts vielleicht noch nicht zu, aber das lässt sich vielleicht auch auf einen Mangel an Lebenserfahrung zurückführen, die der Musiker selbst einräumt. „Das ist tatsächlich ein wunder Punkt“, sagt er. „Wenn ich nur über meine persönlichen Erfahrungen singen würde, hätte ich nicht viel zu berichten. Ich muss mir meine Geschichten ausdenken.“ Dass diese Geschichten zumindest musikalisch in ein sehr amerikanisches Idiom gekleidet sind, erklärt sich Lawrence damit, dass er seit seiner Kindheit mit entsprechender, gerne auch etwas angegilbter Popkultur in Kontakt stand. „Alles was ich lese, höre und sehe, kommt aus den USA“, sagt er. „Französische Musik hat mir dagegen nie so viel bedeutet. Vielleicht ist sie mir zu nah. Aber wenn ich mal eine Weile woanders gelebt habe, ändert sich das womöglich auch und ich entdecke Serge Gainsbourg.“

FAZIT: „Singing in the key of Heart“ ist das, was sich Theo Lawrence vorgenommen hat, und sein Amerika-Faible assistiert ihm beim rockmusikalischen Ausdruck. Das so frühreife wie stilsichere Debüt-Album lässt sich zwischen Black Keys und Alabama Shakes einordnen und vereint traditionsbewusstes Sixties-Songwriting mit einer astreinen Retro-Produktion.

Markus Hockenbrink