Literatur

27.02. | Buch der Woche

Preti Taneja • Wir, die wir jung sind

PRETI TANEJA

Wir, die wir jung sind

C.H. Beck • 629 Seiten

Was einen als Vielleser neben neuen Büchern der bekannten Lieblingsautoren besonders freut, ist die Entdeckung von feinsinnigen und durchdachten Erstlingswerken, von Debütromanen junger Stimmen, die thematisch, narrativ und sprachlich überzeugen. All dies trifft auf Preti Tanejas Roman „Wir, die wir jung sind“ zu. Die in Großbritannien aufgewachsene Tochter indischer Einwanderer ist Menschenrechtsaktivistin, Journalistin und Dozentin – und auf dem besten Weg, eine etablierte Autorin zu werden. Ihren über 600 Seiten umfassenden Roman widmet sie einer Familie, in der Geld und Macht im Mittelpunkt stehen. Devraj ist der Chef eines mächtigen indischen Unternehmens und spürt mit fortschreitendem Alter seine Kräfte schwinden: Seine Nachfolge will geregelt werden. Er hat drei Töchter, zwei Söhne und einen Teilhaber und Berater. Was Taneja bei all dem wirklich interessiert, sind die Charaktere hinter dieser Vielzahl an Figuren, ihre Abhängigkeiten, ihre Beeinflussung durch Politik, Kultur, Erziehung und Emotionen. Und ihr gelingt, was sie sich zuvor von ihrem Debüt versprochen hat: „Ich wollte, dass das Buch eine dunkle, karnevalistische, hyperreale und mehrstimmige Struktur erhält, mit einer Art moderner Sensibilität zwischen den Zeilen.“ Mit sprachlicher Dichte und einem Hauch Sarkasmus erzählt sie von Begegnungen, Verhandlungen und Alltagssituationen und malt so das farbenprächtige Stillleben eines Generationswechsels, der nicht nur geschlechterspezifische Machtverhältnisse hinterfragt. Caroline Hense