Musik

26.11. | Album der Woche

Schönherz & Fleer – Rilke Projekt • Das ist die Sehnsucht

Warner

Foto: Jörg Steinmetz


Rilke-Ritter in Aktion

Rilke zum Sechsten: Mit „das ist die SEHNSUCHT“ vertonen Angelica Fleer & Richard Schönherz – das Rilke Projekt – zum sechsten Mal Texte des großen Dichters.

Frau Fleer, Herr Schönherz, wie läuft beim Rilke-Projekt der Entscheidungsprozess ab, welche Gedichte des Dichter-Fürsten vertont werden?
Angelica Fleer (AF): Der beruht ausschließlich auf unserem Bauchgefühl. Wir lesen die Gedichte, Texte und Briefe von Rilke – und was uns berührt, das vertonen wir.
Richard Schönherz (RS): Er ist einfach eine unglaubliche Inspirationsquelle. Beim Lesen haben wir oft Bilder und Melodien im Kopf. Mittlerweile haben wir darin aber eine gewisse Erfahrung und glauben zu wissen, was sich gut in Musik umsetzen lässt.

Haben Sie beim Lesen der Texte gleich den dafür passenden Rezitator im Kopf?
RS: Ja, es kommt tatsächlich häufig vor, dass wir da sofort an jemanden denken.
AF: Beispielsweise bei dem Gedicht „Der Schauende“. Da wussten wir: Das kann nur Peter Simonischek sein. Als Burgschauspieler ist er für den ebenso sanften wie wuchtigen Text prädestiniert.

Ein treuer Begleiter des Rilke-Projekts ist Ben Becker. Natürlich fehlt er auch bei „das ist die SEHNSUCHT“ nicht.
AF: Stimmt, er war von Anfang an dabei. Wir sagen manchmal: Er ist einer von uns Rilke-Rittern.
RS: Bens Interpretationen sind einfach immer toll: seine Stimme, seine Authentizität. Er verleiht den Gedichten einen ganz eigenen Charakter. Für die Texte von „Große Stadt“ und „Lösch mir die Augen aus“ kam deshalb nur er in Betracht.

Man hat nicht das Gefühl, dass die Texte zum Teil deutlich über 120 Jahre alt sind...
AF: Das sehen wir auch so. Sie sind zeitlos, es geht um das Essentielle – um nichts weniger als das Menschsein. Gerade heute, wo sich vieles um die ständige Selbstoptimierung dreht, ist es schön, Dinge herauszuarbeiten, die uns alle betreffen. Es ist doch so: Die Welt um uns verändert sich, aber die elementaren Dinge bleiben gleich.

Hören die verschiedenen Sprecher und Sprecherinnen während der Aufnahmen die Musik?
RS: Nein, sie sprechen die Texte ganz ohne Musik ein. Das ist uns wichtig, um die Authentizität der Interpreten zu wahren. Die bekommt man nur, wenn die Künstler nicht von den Klängen der Musik beeinflusst werden. Unsere Musik entwickeln wir dann erst zu den fertigen Takes und können sie dadurch an Sprachrhythmus und Tonlage der Interpreten und Interpretinnen anpassen.


Schönherz & Fleer – Rilke Projekt
Das ist die Sehnsucht

Warner, 26. November

Musik und Texte wie eine Umarmung: Angelica Fleer und Richard Schönherz, präsentieren als Rilke Projekt mit ihrer sechsten Vertonung von Rilke-Texten ein Album, das bewegt und bewegend ist. Denn dem findigen, bereits seit fast 25 Jahren zusammenarbeitenden Produzenten- und Komponisten-Duo gelingt es, die zeitlose Poesie des Meisterdichters in wunderschöne Klänge zu kleiden.Top Rezitatoren – größtenteils Schauspieler und Schauspielerinnen – setzen das Pünktchen aufs Rilke-i.

Gunther Matejka