Literatur

26.04. | Buch der Woche

John Irving • Der letzte Sessellift

Diogenes

26.04. | Buch der Woche - John Irving • Der letzte Sessellift

John Irving
Der letzte Sessellift

Hardcover
1088 Seiten, 36,00 €


Mit dem Wunsch auf einen Sieg tritt die 18-jährige Rachel 1941 bei den Skimeisterschaften in Aspen, Colorado an - eine Medaille gewinnt sie zwar nicht, dafür wird sie jedoch schwanger. Ihr Sohn Adam wächst daraufhin bei seinen Großeltern auf, da sie ihre Prioritäten auch weiterhin auf das Skifahren setzt. Je älter er wird, desto mehr versucht Adam über seine Vergangenheit zu erfahren: Seine Familie verschließt ihm jedoch den Zugang zu jeglichen Informationen, Jahre später sieht Adam also keinen anderen Ausweg, als sich selbst auf den Weg zurück zum Anfang seiner Lebensgeschichte, ins Hotel Jerome in Aspen, zu machen, um Antworten zu bekommen. Mit "Der letzte Sessellift" veröffentlicht John Irving seinen ersten Roman seit sieben Jahren, der es mit 1088 Seiten schon alleine im Bezug auf den Umfang in sich hat, doch auch die Geschichte ist so mitreißend und liebenswert erzählt, wie man es von Irving gewohnt ist. Da verliert sich der Ich-Erzähler Adam teils in Kleinigkeiten und schreibt ellenlange Ausführungen über den Aufbau von Skibindungen oder gibt einen Überblick über jegliche Musicals der 60er und 70er Jahre. Doch auch schwierige Themen finden ihren Platz: Schließlich wächst Adam in einer Familie auf, in der jede Person, außer er selbst, queer ist - und das alles im konservativen Amerika unter der Präsidentschaft von Ronald Reagan. Irving fordert einiges an Durchhaltevermögen von seinen Leser:innen, belohnt sie jedoch mit zahlreichen Parallelen zu seinen anderen Werken. Dabei erzählt er Adams Lebensgeschichte so verworren und schräg, dass es fast absurd scheint - Irvings Art Geschichten zu erzählen, macht "Der letzte Sessellift" dennoch zu einem einmaligen Erlebnis.

Nicola Drilling