Literatur
26.02. | Buch der Woche
Takis Würger • Für Polina
Diogenes
Takis Würger
Für Polina
Diogenes, 304 Seiten
Takis Würger widmet sich in „Für Polina“ gleich zwei immateriellen Dingen und deren Zauber: der Liebe und der Musik. Hannes Prager ist ein introvertierter Junge, der für vieles keine Worte findet; bis er seine Leidenschaft für die Musik entdeckt. Er beginnt, auf einem alten Klavier Melodien zu komponieren, mit denen er allen unausgesprochenen Gefühlen, wie beispielsweise der heimlichen Liebe für Polina, die Tochter der besten Freundin seiner Mutter Fritzi, Ausdruck verleiht. Doch als Fritzi bei einem Unfall ums Leben kommt, trägt er nicht nur sie zu Grabe, sondern auch seine musische Quelle. Nachdem Polina und er sich aus den Augen verlieren, zieht Hannes nach Hamburg und verdient seinen Lebensunterhalt mehr schlecht als recht als Klaviertransporteur. Jahrelang beobachtet er seine zweite, große Liebe ausschließlich mit gebührendem Sicherheitsabstand. Bis der Funke eines Tages wieder überspringt und sein Leben sich schlagartig auf den Kopf stellt. Es überrascht nicht, dass Würger für diesen Roman die Musik zur heimlichen Protagonistin macht. Denn so leichtfüßig und berührend, wie ein perfekter Melodiebogen, ist auch seine poetische Sprache, die nie bemüht wirkt, aber immer wieder ins Mark trifft. Dazu erschafft er ein einzigartiges Ensemble aus kauzig-liebenswerten Charakteren, deren Schicksale man sich als Leser nicht entziehen kann. „Für Polina“ ist ein Manifest für die Magie des Unsichtbaren und den Mut, wieder zu sich selbst zu finden, auch wenn man den Weg dorthin die längste Zeit verloren glaubte.
Katharina Raskob