Literatur

Michael Köhlmeier
Die Verdorbenen
ungekürzte Autorenlesung
Der Hörverlag, 4 Std. 4 min.

Lange vor „Stranger Things“ wusste Nietzsche, dass wer mit Ungeheuern kämpft, Gefahr läuft, selbst zum Ungeheuer zu werden. Das ist das Grundrauschen von Michael Köhlmeiers neuem Roman „Die Verdorbenen“. Darin verhandelt der österreichische Bestsellerautor die Leiden des Studenten Johann, der sich auf eine Dreiecksbeziehung mit Christiane und ihrem Gefährten Tommi einlässt. Doch was aus einem Impuls des Abenteuers beginnt, mündet schnell in einer sterilen Liebe, die die Saat bildet für die existenziellen Fragen um Schuld und das Böse. Denn Johann hat einen Wunsch: „Einmal im Leben möchte ich einen Mann töten.“ Und so blicken die Protagonisten wie bei Nietzsche in einen Abgrund, und der Abgrund blickt in sie hinein. Köhlmeier vereint kongenial mit seiner Sprechstimme seine Erzählung und lotet so die Leerstellen zwischen den Zeilen aus. „Die Verdorbenen“ ist ein meisterhaftes Werk um die großen Fragen der menschlichen Existenz, ohne ins Moralische abzudriften. Ein kurzweiliger Hörgenuss.